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Archiv-Artikel

Wendländisches Tagebuch (6): Sonntag, 7. 11. 2004 Fahrende Lagezentren

Für die Familie Zitterbart aus Gedelitz herrscht seit Tagen Ausnahmezustand. Schon mit dem Trecker zur angemeldeten Kundgebung zu kommen, wird schwierig, berichtet Ortrud Zitterbart

Heute ist bei uns in der Familie Ruhetag. Jedenfalls bis heute Abend. Dann haben wir noch was vor, aber darüber können wir vielleicht morgen reden. Dafür war der Tag gestern randvoll. Wir sind mit unserem Trecker auf der Kundgebung in Dannenberg gewesen. Es war sehr stimmungsvoll, mit einer Demonstration bis an den Stadtrand, mit Kundgebung und Musik. 300 Trecker waren da, also sehr viele Einheimische. Wir sind mit zwölf Treckern aus unserem und dem Nachbardorf hingefahren, im Konvoi. In diesen Zeiten fährt man nicht allein und riskiert, ohne Zeugen zu sein. Zumal uns die Polizei erst gar nicht losfahren lassen wollte. „Wir erlauben das nicht“, heißt es dann.

Sowas kennen wir schon, die Grundrechte gelten in Castorzeiten nichts. Aber nach längerer Diskussion durften wir doch los. Über die Hauptstraße, in Polizeibegleitung. Das ist lästig. Ständig stehen die da und notieren die Kennzeichen. Ich tippe, unseres ist zehnmal dabei. Auf dem Rückweg wollten wir durch den Wald abkürzen. Aber wir kamen keine 100 Meter weit, da stand Polizei vor uns und hinter uns. Gerade jetzt fährt schon wieder ein Konvoi vorm Haus vorbei. Es sind Wagen darunter ohne Fenster, größere, solche habe ich hier noch nie gesehen. Vermutlich fahrende Lagezentren.

Protokoll: Eva Rhode