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WelternährungsgipfelZurück zur "Hilfe zur Selbsthilfe"

Regierungsvertreter aus aller Welt diskutieren auf dem Welternährungsgipfel in Rom über den Kampf gegen den Hunger. Ziel: mehr Investitionen in die Landwirtschaft der armen Länder.

Zimbabwe: Kinder und ihre Eltern sammeln an einer Straße Maiskörner auf, die von Hilfstransporten heruntergefallen sind. Bild: ap

Der Kampf gegen den weltweiten Hunger steht im Mittelpunkt des Welternährungsgipfels, der am heutigen Montag in Rom beginnt. Mehr als 60 Staats- und Regierungschefs wollen dort über die Folgen der Finanz-, Wirtschafts- und Nahrungskrise für die Welthungerhilfe beraten. Organisiert wird das Treffen von der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO). Bereits im Vorfeld haben sich ihre Mitglieder - 191 Einzelstaaten und die Europäische Union - auf eine gemeinsame Erklärung verständigt, die der taz vorliegt.

Danach ist eine "globale Partnerschaft für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit" notwendig: Das Komitee für Welternährungssicherheit, das die Aktivitäten von UN-Organisationen, der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds koordiniert, soll reformiert und gestärkt werden. Ihm sollen in Zukunft neben den staatlichen Vertretern auch Nichtregierungsorganisationen und andere Akteure angehören.

Nach 1996 und 2002 ist es der dritte Welternährungsgipfel. Die FAO hatte sich ursprünglich für das neue Ziel eingesetzt, den Hunger in der Welt bis 2025 auszumerzen, in der Erklärung soll nun aber doch nur das - kaum noch zu erreichende - Ziel von 1996 bekräftigt werden, die Zahl der Hungernden bis 2015 auf 420 Millionen zu halbieren. Wegen der hohen Nahrungsmittelpreise infolge von Spekulationen war diese sogar auf mehr als eine Milliarde Menschen gestiegen.

FAO-Chef Jacques Diouf rief die Gipfelteilnehmer am Wochenende dazu auf, nun in Rom "konkrete Zusagen zu machen". Dabei setzt die FAO-Spitze auf Hilfe zur Selbsthilfe: Statt Lebensmittel aus den Industriestaaten zu importieren, müssten Strukturen für die Selbstversorgung geschaffen werden. Konkret fordert Diouf: Statt derzeit 8 Milliarden müsse die Weltgemeinschaft jährlich 44 Milliarden US-Dollar in die Landwirtschaft der Entwicklungsländer investieren. Im Juni hatte die Gruppe der acht wichtigsten Industrieländer bereits versprochen, ihre Mittel auf 20 Milliarden Dollar zu erhöhen.

3 Milliarden Dollar wolle die Bundesregierung dazu beitragen, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner am Samstag. Dabei handle es sich um "neue Mittel". Die CSU-Politikerin wird für Deutschland an dem Gipfel teilnehmen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird ebenso wenig anreisen wie die Mehrheit der westlichen Regierungschefs. Von den G 8 wird lediglich Italien durch seinen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi repräsentiert. Zugesagt haben dagegen EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso, Brasiliens Präsident Lula da Silva und Papst Benedikt XVI.

Entwicklungsorganisationen sind mit dem Erklärungsentwurf nicht zufrieden, auch wenn sie positiv anmerken, dass der Schwerpunkt darin "eindeutig auf der Förderung von Kleinbauern" liege. Michael Windfuhr von Brot für die Welt kritisiert, dass das Papier den Herausforderungen des Klimawandels für die Landwirtschaft nicht gerecht werde. (mit Agenturen)

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7 Kommentare

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  • N
    Niklas

    @Uwe:

    Alleine die Abschaffung der Entwicklungshilfe wird nicht helfen. Nur wenn das im Zusammenhang mit einem kompletten Umdenken der westlichen Politik geschieht. Solange wir Handel betreiben und durch unsere Machtposition dieser Handel nur zur Ausbeutung führt und wir Waffen an Diktatoren importieren und das alles nur damit wir unseren Reichtum behalten können, sind alle Entwicklungsleistungen nicht mehr als eine Massnahme, um uns von der Schuld zu entbinden. Deswegen müssen endlich starke Regeln für Ex- und Import von und in die Entwicklungsländer und nicht noch mehr Freihandels abkommen, die dazu führen, dass wir ihren Markt mit billig Produkten überschwemmen und so ihre Wirtschaft garkeine Chance hat sich zu entwickeln und gleichzeitig wir die Resourcen des Landes ausbeuten, ohne dass die Bevölkerung etwas davon hat.

  • D
    DreckigerKapitalist

    @UweRietmöller:

    Das habe ich im Web sich mal gelesen, da bin ich ganz sicher.

     

    Stimmen tut es trotzdem.

  • L
    leroux

    Entwicklungshilfe einstellen ist der richtige Weg, hinzu kommt aber noch die Auflösung der Schulden vieler "Entwicklungsländer". Die Länder südlich der Sahara zahlen zusammen 25000 € pro Minute um ihre Schulden zu begleichen!

  • P
    Pat

    @hto und Uwe Rietmöller

     

    Ich gebe Ihnen beiden Recht, aber es geht hier nicht um Entwicklungshilfe sondern um den Stop der Ausbeutung. Afrika gibt Rahm und bekommt Magermilchpulver dafür zurück. Die Armut Afrikas ist von den westlichen INDUSTRIEnationen gewollt. Die Chinesen und Inder haben schon ein Auge auf die billigen Rohstoffe Afrikas geworfen. Egal wie´s kommt, die Erde ist rund.

  • A
    aso

    Wie war das noch mit den Chinesen?

    Welche hanebüchene „Begründung“ gabs noch für die „Entwicklungshilfe“ dorthin?

     

    Die FDP hätte ihre Innovationsfähigkeit durch Abschaffung dieses Ministeriums zeigen können.

    Man hätte auch ein sinnvolleres neues Ministerium schaffen können.

  • H
    hto

    @UweRietmöller

     

    WARUM ...? Weil Mensch, seit der "Vertreibung aus dem Paradies" (unser erster und bisher einzige geistige Evolutionssprung ALS MENSCHHEIT), seine Vernunftbegabung im geistigen Stillstand mit gleichermaßen MANIPULIERBARER Bewußtseinsschwäche in Angst, Gewalt und "Individualbewußtsein" spaltend pflegt - der stumpf- wie wahnsinnig kreislaufende Zeitgeist der gebildeten Suppenkaspermentalität auf systemrationaler Sündenbocksuche, im Wettbewerb um das "Recht des Stärkeren" der nun "freiheitlichen" Marktwirtschaft, wo seit Christus eigentlich schon ein Zusammenleben im Sozialismus das geistig-heilende Selbst- und Massenbewußtsein gestalten müßte.

     

    "Sofortige Einstellung aller Entwicklungshilfe!" - jawoll, für ein BEDINGUNGSLOSES MENSCHENRECHT auf Nahrung, Wohnen und Gesundheit, mit allen daraus MENSCHENWÜRDIG resultierenden Konsequenzen, wie OHNE Wettbewerb, OHNE Steuern, OHNE "Sozial"Versicherungen, OHNE manipulativ-schwankende "Werteordnung", OHNE Zeit- / Leistungsdruck zu einer Karriere von Kindesbeinen, usw.!

     

    Wenn GRUNDSÄTZLICH alles allen Menschen gehört, kann PRINZIPIELL alles und vor allem OHNE Regierungen WAHRHAFTIG demokratisch ORGANISIERT werden, und Dummheit von und zu "WER SOLL DAS BEZAHLEN?" hat keine Macht mehr!!!

  • U
    UweRietmöller

    Warum wachsen und gedeihen einige Teile der Erde, während andere jämmerlich vor sich hin vegetieren? Mit Intelligenz kann es nichts zu tun haben. Man hat mir glaubhaft versichert, dass es kaum einen Ort auf der Welt gibt, wo sich mehr Dummheit versammelt als in Beverly Hills und trotzdem schwimmen die Leute dort in Geld. Auch Überbevölkerung scheint nicht das Problem zu sein. Monaco hat eine höhere Bevölkerungsdichte als Bangladesh, aber trotzdem gab es im monegassischen Yachthafen meines Wissens noch nie eine Hungersnot. Auch knappe Rohstoffe sind kein Indiz für Not und Elend. Die Schweiz hat keinerlei davon - wenn man von Rohmilchkäse und Schwarzgeldkonten absieht. Auch allgemeine Trägheit ruiniert nicht zwingend eine Volkswirtschaft. Der Blick in ein deutsches Einwohnermeldeamt genügt.

    Wodurch also wird Armut tatsächlich verursacht? Es hat wohl etwas mit Geld zu tun.

    Afrika hat sehr viel davon. Pro Jahr fließen fast 70 Milliarden Dollar Entwicklungshilfe dorthin. Alleine der Kongo, mit all seinen Bodenschätzen das potentiell reichste Land Afrikas, wird mit zwei Milliarden Euro Hilfsgeldern pro Jahr praktisch überflutet. Geld, das hauptsächlich für Präsidentenpaläste, Schnellfeuergewehre und Großraumlimousinen ausgegeben wird.

    Seit 1960 wurde die Summe von sechs Marshallplänen in den schwarzen Kontinent gepumpt. Damals betrug der Anteil Afrikas (ohne Südafrika) am Welthandel neun Prozent. Heute liegt er bei 1,6 Prozent.

     

    Dass die Hilfe ganz umsonst wäre, kann man aber so nicht sagen. Es hat sich nämlich eine lukrative Entwicklungshilfe-Industrie gebildet. Alleine in Deutschland arbeiten etwa 100.000 Menschen in dieser Branche; mit dreizehntem Monatsgehalt und Rentenanspruch. Da wäre es doch ganz schön blöd, wenn die Armut plötzlich verschwinden würde. Wer schafft sich schon gerne selbst ab?

    .

    Alle, wirklich alle ernstzunehmenden Fachleute (selbst Rupert Neudeck, dem ich soviel Realitätssinn nicht zugetraut hätte) sagen unterdessen, dass nur noch eins Afrika vor dem Untergang retten kann:

    Sofortige Einstellung aller Entwicklungshilfe!