: Welche Übersetzung ist richtig?
betr.: „Der Streit um die Bibel in gerechter Sprache. Gerechtigkeit für die Geistkraft“, taz vom 25. 5. 07
Die ganze Debatte zeigt für mich eines auf: Der Streit um die Bibelübersetzung ist ein politischer. Wer kann endgültig klären (und wer möchte das auch?), ob die eine oder die andere Übersetzung „die richtige“ ist? Äußerungen wie „die Verfälschung des Wortes Gottes und die darin vertretene Irrlehre“ deuten für mich auf einen Absolutheitsanspruch hin, den ich als „Neu-Protestantin“ bisher eher als „katholisch“ wahrgenommen habe. Gerade die vielfältigen Strömungen und den Diskurs, den auch Bischöfin Wartenberg-Potter anspricht, machen die evangelische Kirche für mich attraktiv. Und gerade deswegen habe ich mir diese Bibel zugelegt. Bisher hatte ich keine im Haus und muss sagen: Ohne die Bibel in gerechter Sprache hätte ich auch weiterhin wahrscheinlich keine gehabt!
Diese neue Bibel verdeutlich für mich, dass Religion im Kontext von Gesellschaft gelebt wird, dass Kultur über Sprache transportiert und ausgehandelt wird. Aushandlung braucht verschiedene Standpunkte – aber keine Absolutheitsansprüche. Die Debatte um die Bibel muss als politische Debatte verstanden werden, die aus verschiedenen Gedankengebäuden heraus geführt wird. Erkennt man dies an, kann man/frau sich auch sachlich austauschen.
KATHRIN SCHROEDER, Bochum