Weil er nicht beim Team blieb: Löw wirft Kuranyi raus
Angeblich ist die Stimmung toll im DFB-Team. Doch dann verdrückt sich Kuranyi aus Frust über den Tribunenplatz während des Spiels. Und Löw schmeißt ihn erbost ganz raus.
DORTMUND taz Natürlich. René Adler ist "toll aufgenommen worden" im Team. Er ist gerne bei der Nationalmannschaft. Lukas Podolski sowieso. Philipp Lahm und Arne Friedrich sind auch gerne da. Der nette Herr Löw ist ja auch immer so nett.
Die Stimmung ist bestens, sagen immer alle, allen voran Oliver Bierhoff, dessen Job als Manager der Nationalmannschaft in der Hauptsache darin zu bestehen scheint, der Öffentlichkeit mitzuteilen, wie gut sich doch alle verstehen.
Und dann haut einer ab.
Kevin Kuranyi hatte sich die erste Halbzeit der Partie gegen Russland noch angeschaut, war auf der Tribüne inmitten von DFB-Angehörigen gesessen. Dann verschwand er. Kuranyi sollte nach dem Spiel mit der Mannschaft zusammen im Bus zurück ins Hotel fahren. Sein Platz blieb leer. Später holten zwei Freunde von Kuranyi dessen Habseligkeiten aus dem Hotelzimmer ab.
Kevin Kuranyi gehörte nicht zu den 18 Spielern, die Löw in den Kader fürs Spiel gegen Russland berufen hat. Wer den Stürmer in den letzten Monaten auf dem Platz beobachtet hat, wird das verstehen.
Kuranyi selbst hat es nicht verwunden, innerhalb der Mannschaft nur noch zweite Wahl zu sein. Er ist verschwunden, ohne sich zu verabschieden. Nicht so nett.
Warum macht der so was?
Wenn alle wirklich so nett sind im Team, wie alle immer sagen, dann hätte er sich doch an einen Kollegen wenden können. Arne Friedrich hätte ihn im Tischtennis gewinnen lassen. Bierhoff hätte ihm erzählt, wie es früher, als er selbst noch gespielt hat, war, und dass alles halb so schlimm ist. Und Michael Ballack hätte sich als Gleicher unter Gleichen um den armen Kevin gekümmert, ihm das Händchen getätschelt.
Oder ist es doch nicht so nett im DFB-Team? Schwer vorstellbar. Der Kapitän war noch nie zimperlich im Urteil über die Kollegen. Er sagt freimütig, wenn ihm einer zu schlecht spielt. Und er sagt es deutlich. Bei der EM soll er oft besonders deutlich geworden sein.
Friedrich weiß das. Er hat viel Fett wegbekommen von Ballack. Der streitet sich außerdem dauernd mit Oliver Bierhoff. Und jetzt fängt der Löw also auch an durchzugreifen. Torsten Frings, bis dato Deutschlands Oberindianer, sitzt auf der Bank.
Und Kevin Kuranyi, der Flüchtende, darf nie wieder für den Fußballbund spielen: "Ich werde ihn nicht mehr nominieren", sagte Joachim Löw gestern. Aber warum floh Kuranyi wirklich? Man munkelt, er habe nie gegen Arne Friedrich im Tischtennis gewinnen können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Mehr Zugverkehr wagen
Holt endlich den Fernverkehr ins Deutschlandticket!
Vorteile von physischen Spielen
Für mehr Plastik unterm Weihnachtsbaum
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Jette Nietzard gibt sich kämpferisch
„Die Grüne Jugend wird auf die Barrikaden gehen“