■ Weichnachtseinkauf der „Woche“: Rettet die Leiche den Halbtoten?
Es fing mit neuen Gerüchten über das Ende der Woche an. Doch die, sagt Manfred Bissinger, der Chefredakteur des Hamburger Blatts, streue nur die Konkurrenz vom Großverlag Gruner + Jahr, der es nicht verdauen kann, seit den gescheiterten verlegerischen Querschüssen gegen Bissingers Blatt keinen Fuß mehr im Markt der imageträchtigen Wochenblätter zu haben.
Doch gut sieht es auch mit der Woche nicht aus. Die Auflage kommt seit der Gründung nicht in Gang (über Kiosk und Abos verkauft das Blatt gerade 68.784 Exemplare), das Anzeigengeschäft war in den vergangenen Monaten fast tot. Die Kassen des Jahreszeiten-Verlags (Merian), der die Woche trägt, werden zudem auch immer leerer, weil Petra und Für Sie, die einstigen Cash-cows, nach zweistelligen Anzeigen- und Auflagenrückgängen nicht mehr viel hergeben. Im letzten Jahr hatte Verleger Thomas Ganske deshalb den Burda-Konzern (Focus, Bunte) mit 25 Prozent in die Woche hereingenommen, um deren Vertriebs- und Anzeigenmarketing zu verbessern. Genützt hat es nichts. Jetzt soll das Blut einer Leiche Die Woche retten. Die 66.000 Abonnenten (Woche: 36.000) der soeben gescheiterten Wochenpost sollen die Woche- Auflage dauerhaft auf deutlich über 100.000 lüpfen. Zumindest die Hälfte der Ostabonnenten sollen an dem ausgepträgten Weststil der Woche auf Dauer Gefallen finden. Wären es nur ein Drittel, sagte Manfred Bissinger der taz, „wäre ich enttäuscht“.
Immer wieder verweist Bissinger darauf, es dauere lange, eine Zeitung zu etablieren. Auch die Zeit habe einst 20 Jahre (und viele Stern-Millionen) gebraucht, bevor sie schwarze Zahlen schrieb. Doch Geduld und Millionen sind bei den Herren der Woche endlicher als einst. Und selbst die Zeit muß sich heute mit einer auf gesunkenem Niveau stagnierenden Auflage zufriedenstellen. Die Wochenpresse findet weder Leser- noch Anzeigenmärkte in ausreichendem Maße.
Probleme, die auch Dietrich von Boetticher nicht lösen kann, der nun 46 Prozent an der Woche übernimmt und den Burda-Verlag als Ganskes Partner ersetzt. Bis zu neun Millionen Mark soll den Münchner Wirtschaftsanwalt [siehe Porträt Seite 11] das Engagement gekostet haben – wohl kaum die letzte Geldspritze. „46 Prozent an der Woche“, frotzelt Wochenpost-Vizechef Jürgen Gottschlich, „sind mehr Schulden als 100 Prozent an der Wochenpost.“ Lutz Meier
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