Was tun in Hamburg?:
Do, 12. 1., 20 Uhr, Literaturhaus
Lob der Störenfriede
Beim Gesellschaftsvertrag-Theoretiker und Philosophen Thomas Hobbes taucht er 1642 in der Schrift „De Cive“ erstmals auf: der „puer robustus“, der kräftige Knabe, der auf eigene Faust handelt, sich nicht an die Regeln hält und gegen den Staat stellt. Für Hobbes ist er natürlich ein böser, in Unvernunft verharrender und kindischer Mann, der Störenfried par excellence. Bei Schiller wiederum wird er in „Wilhelm Tell“ zum Helden, aber auch bei Tocqueville, Marx, Freud oder Carl Schmitt taucht er als Schlüsselfigur auf. Dazwischen spannt sich die Welt der Störenfriede, Rebellen, Quertreiber und Eigenbrötler auf: Sind sie der Schrecken der Ordnung oder doch eher ihr notwendiges Regulativ?
Der Philosoph Dieter Thomä hat nun einen Essay über die abenteuerliche Geschichte des Störenfrieds vorgelegt („Puer robustus – Eine Philosophie des Störenfrieds“, Suhrkamp 2016, 715 S., 35 Euro), der ihn nicht nur als heimlichen Hauptdarsteller der Moderne, sondern auch als Zeitgenosse beschreibt. Am Donnerstag diskutiert er seine Thesen im Philosophischen Café im Literaturhaus.
Mo, 9. 1., bis Di, 31. 1., Zentralbibliothek
Lob der Täuscher
Ums Gesetzeüberwinden, nämlich ums Zaubern, geht es auch in der Zentralbibliothek der öffentlichen Bücherhallen. Die, die hier gefeiert werden, sind allerdings nur Täuscher: Ganz im Einklang mit den Naturgesetzen gaukeln Zauberer ja ihrem Publikum nur etwas vor, nutzen allerlei manuelle, mechanische, optische oder psychologische Tricks. Die haben sie vor allem aus Zauberbüchern und Zeitschriften, von denen die Ausstellung „Hokus Pokus – Vom Zauber alter Zauberbücher“ etliche aus rund 400 Jahren zeigt. Eröffnet wird sie am Montagabend um 18 Uhr auf Ebene 2 mit dem Zauberkünstler Jan Logemann.
Fr, 13. 1., 20 Uhr, Thalia in der Gaußstraße
Vorzeichenwechsel
Traumatisiert sind sie beide. Und gemeinsam vor der deutschen Polizei geflüchtet auch. Aber sonst könnten der gerade aus Afghanistan zurückgekehrte deutsche Soldat Daniel C. und die junge Migrantin, die sich selbst als die französische Schauspielerin Isabelle Huppert ausgibt, nicht unterschiedlicher sein. „Isabelle H. (geopfert wird immer)“ heißt das 2014 mit dem Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis ausgezeichnete Stück des österreichischen Dramatiker-Shootingstars Thomas Köck, das alle eingelernten Vorstellungen von Täter- und Opferrollen gehörig durcheinanderwirft. Wer wofür kämpft und wer was dafür opfern würde: Immer wieder wird die Frage neu aufgeworfen, denn geopfert wird eben immer. Am Freitag feiert das Stück, das alles andere als Betroffenheitstheater ist, im Thalia Premiere. MATT
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