Was tun in Hamburg? :
■ Fr, 17. 10., 20 Uhr, Fabrik
Pop als Experiment
Alles haben sie schon ausprobiert: Sie haben mit Elektronik- und Hip-Hop-Künstlern zusammengearbeitet, sich von renommierten Produzenten veredeln lassen, sich schließlich wieder auf ihr eigenes „Fieber“ besinnt und daraus eigenwillige Krautrockverdichtungen gebastelt. Wer die letzten acht Alben der 1989 in einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderungen gegründeten Band Station 17 mitverfolgt hat, weiß, dass die einzige Konstante der Formation permanente Neuerfindung heißt. Nun also Pop. „Alles für alle“ heißt das neue Album und wieder ist alles anders: weg vom Instrumentellen, weg vom Experimentellen, stattdessen klassische Songs, ein bisschen Sozialkritik und viel Radiotauglichkeit. Wer sie noch mal sehen will, bevor sie die Charts stürmen, geht am Freitag in die Fabrik zum offiziellen Album-Release-Konzert.
■ So, 12. 10., 20 Uhr, Golem
Radikale Familien
Kinder kriegen, Familie sein und gleichzeitig radikal links? Ein schwieriges Thema, wie dieses (hier deshalb gekürzte) Satzungetüm beweist: „Wer die traditionelle geschlechtliche Ordnung, die die Familie vorzugeben vermag, nicht annehmen möchte, (…) wird sich unangenehm mit dem Einbruch der gesellschaftlichen Realität in der ehemals als von dieser relativ unabhängig betrachteten Privatsphäre konfrontiert sehen.“ Und nun? Das erklären uns Feline Nowak und Doris Liebscher am Sonntag im Golem. Die Erste spricht darüber, warum mit der Geburt eines Kindes das private Leben noch offensichtlicher zum Feld politischer Auseinandersetzungen wird, man aber auch über individuelle Perspektiven und Handlungsspielräume reden sollte. Die Zweite setzt sich mit dem Familienkonzept im bürgerlichen Recht auseinander und zeigt, wie Mehrelternschaft, Transelternschaft und Wahlverwandschaften sowohl Familienverständnis als auch das Recht herausfordern.
■ Mo, 13. 10., 20 Uhr, Hamburger Institut für Sozialforschung
Sozial gespalten
Was wird in den kommenden Jahren das „Megathema der Weltgesellschaft“ sein, Herr Bude? Ein alter Hut in neuem Gewand: die soziale Ungleichheit. Nicht nur im Sinne sozialer Hierarchien, sondern im Sinne einer tiefen sozialen Spaltung. Auf der Sonnenseite die Glücklichen, ihr gegenüber all die Unglücklichen, die tagtäglich nur noch ums Überleben kämpfen. In den USA und in Russland kann man es schon erleben: Den Privilegierten stehen die Unterprivilegierten gegenüber, dazwischen: keine Mitte mehr, die als Puffer dient. Schauen sie sich die Heirats-, Bildungs-, Gesundheits- oder Arbeitsmärkte an. Schauen sie sich an, wie Konsum und Demokratie inszeniert werden, wie in Medien das „gedachte Ganze“ verhandelt wird. Sind wir hierzulande auch schon so weit? Was die Brennpunkte sozialer Spaltung sind und wie die Politik darauf reagiert, das diskutiert der Soziologe Heinz Bude am Montag in der Reihe „Zukunft der Ungleichheit“ am Hamburger Institut für Sozialforschung.
■ Fr, 17. 10., 20 Uhr, Polittbüro
Große Fragen
Rainer Trampert gibt gern Antworten auf die ganz großen Fragen. In seinem aktuellen Buch „Europa zwischen Weltmacht und Zerfall“ (Schmetterling, 240 S., 14,80 Euro) geht es denn auch um nichts Geringeres als die Analyse einer „neuen Epoche“. Das sind die großen Fragen: Warum stagniert der alte Kapitalismus trotz weltweiter Industrialisierung? Warum steht Europa die große Kapitalvernichtung noch bevor? Wie hängen Krise und Verschwörungstheorien zusammen? Warum gibt es ein linkes Europa ebenso wenig wie ein linkes Vaterland? Antworten gibt Trampert am Freitag im Polittbüro. MATT