piwik no script img

Archiv-Artikel

Was tun in Hamburg?

Von MATT

■ Di, 28. 10., 20 Uhr, Buchladen Osterstraße

Verschwunden

Mitten im Dorf lag das Konzentrationslager 1944 im ostfriesischen Engerhafen, errichtet für nur 62 Tage, um den „Friesenwall“ zu bauen, mit dem das nationalsozialistische Deutschland eine Invasion an der Nordseeküste verhindern wollte. 2.000 Gefangene aus Polen, den Benelux-Ländern, dem Baltikum, Frankreich, Russland, Slowenien, Italien und Deutschland waren hier der Kälte, dem Hunger und dem Prügeln der Wächter ausgeliefert. Mindestens 188 von ihnen haben den Terror nicht überlebt. Heute erinnert nur noch ein Stein auf dem Friedhof an sie. Imke Müller-Hellmann hat sich auf die Suche nach den Nachfahren der Opfer gemacht. Elf Familien hat sie ausfindig gemacht, hat sich ihre Geschichten von Widerstand und Partisanen, vom Spanischen Bürgerkrieg und dem Warschauer Aufstand und vom Schweigen in den Familien und dem Leid der Hinterbliebenen angehört. Für ihr Buch „Verschwunden in Deutschland. Lebensgeschichten von KZ-Opfern. Auf Spurensuche in Europa“ (Osburg, 180 S., 19,99 Euro) hat sie die Geschichten literarisch verarbeitet. Am Dienstag stellt Müller-Hermann ihr Buch im Buchladen in der Osterstraße vor.

■ Mi, 29. 10., 20 Uhr, Lichtmess

Düsterer Wüstenrock

In der TV-Serie „Dallas“ war Cliff Barnes’ Vater „Digger“ einer der erratischeren Charaktere. Mit der Nase hat er zwar unterirdisches Öl riechen können – das Geld, das er damit gemacht hätte, hätte er aber sofort wieder versoffen. Ziellos irrt auch die vom Hamburger Kay Buchheim erschaffene Kunstfigur Digger Barnes herum: Flucht, Rache, Verlust und biblische Untergangsszenen sind die düsteren Themen in den tief in Wüstenrock und Americana à la Calexico verwurzelten Songs, mit denen Digger Barnes seine traurige Geschichte erzählt. Untermalt wird das Konzert von stimmungsvollen Live-Trickfilmen, die sein Kompagnon Pencil Quincy mit seiner selbst entwickelten „Magic Machine“ erschafft: Auf einem Plattenteller hat Quincy mit einer Videokamera, Lichtern, Spiegeln und kleinen Figuren ein erstaunlich vielseitiges Miniatur-Studio gebastelt.  MATT