Was tun in Hamburg? :
■ So, 14. 12., 20 Uhr, Golem
Mehr politische Zeit
Als „schwer verständlich“ und doch irgendwie „genial“ gelten die Texte von „Deutschlands Schreibmaschine“ (de:bug) Dietmar Dath, mit denen der hyperaktive 43-Jährige seit rund 20 Jahren alle Grenzen von Gattungen und Vorstellungen zu unterwandern, überfliegen und durchkreuzen trachtet. Nun hat sich Dath erneut den Sozialismus vorgenommen: „Tut mir leid, ich möchte nicht in der Loge sitzen und zugucken“, scheibt Dath in „Klassenkampf im Dunkeln“ (KVV konkret, 152 S., 15 Euro), „während die Belesenen hier über die Wertform diskutieren und abwarten, bis das Unrecht zündet“. Statt zu diskutieren, gelte es zu handeln und konkrete Gegenmacht aufzubauen, in den Fabriken, auf der Straße, im Internet: sozialistische Propaganda und Lernen organisieren, Grabenkämpfe überwinden, „politische Zeit“ gewinnen und die Kampfkasse füllen! Am Sonntag diskutiert Dath seine „zehn zeitgemäßen sozialistischen Übungen“ im Golem mit dem Publizisten Thomas Ebermann.
■ Sa, 13. 12., 21 Uhr, Kampnagel
Umtriebige Miss
Eine legendäre Performance in der Reihe „MFOC“ im Pudel soll den japanischen Musiker Teppei Ozawa einst überzeugt haben, in Hamburg zu bleiben. Seitdem ist Ozawa aus der hiesigen Szene nicht mehr wegzudenken, ob als Pudel-Resident-MC, als Screamo-Shouter der Dada-Hip-Hop-Kombo Hallo Werner Clan, als Gitarrist von Totenzug oder als Miss Hawaii. Nun werden auf Kampnagel mit einer großen Gala gleich fünf Veröffentlichungen auf einmal gefeiert: ein Miss-Hawaii-Album-Release, zwei Comic-Veröffentlichungen und zwei Singles der Projekte Hallo Werner Clan und Totenzug. Mit dabei sind unter anderem Cosmic Swag, Ill Till und Benni Bo.
■ Mi, 17. 12., 20 Uhr, Kampnagel
Aus dem Band
Ein Kind der globalen Popkultur ist Sidi Larbi Cherkaoui. In seinen multimedialen Tanzstücken, unter anderem mit dem Prix Nijinsky und dem Kairos-Preis ausgezeichnet, bringt der flämisch-marokkanische Choreograf Kunstformen und Tanzstile aus aller Welt zusammen, lässt sich von japanischen Mangazeichnern ebenso inspirieren wie von Shaolin-Mönchen. Am Mittwoch tanzt die renommierte schwedische Göteborgsoperans Danskompani Cherkaouis „Noetic“, eine Choreografie für 19 Tänzer, in der das instinktive Bedürfnis nach Struktur, aber auch der Wunsch, manchmal „aus dem Band“ zu springen, untersucht werden. Ebenfalls zu sehen ist Saburo Teshigawaras minimalistische Choreografie „Metamorphosis“ über das Leben als Balance in der Bewegung.
■ Fr, 19. .12., 21 Uhr, Molotow
Vor den Kopf
Wer etwas aufgreifen will, muss es zuerst begriffen haben. Egal, ob es sich um Popkultur-Phänomene, politisches Erbe oder das handelt, was Timm Völker die „Unzufriedenheit über den Ist-Zustand“ nennt. Dass es Sänger, Texter und Gitarrist Völker gemeinsam mit Bassist Leif Ziemann und Schlagzeuger Florian Funke als „206“ bewusst darum geht, möglichst nah an ihre Hörer heranzukommen, nur um ihnen umso nachdrücklicher vor den Kopf zu stoßen – und dass davor eine ebenso durchdachte wie durchlittene Bewusstwerdung stattgefunden hat –, hat das Leipziger Trio mit seinem Debüt „Republik der Heiserkeit“ deutlich gemacht. Am Freitag spielen 206 das ganze Album im Molotow. MATT