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■ Was für eine Ente!Carl Barks verbietet Donald-Ausstellung

Ist es nicht merkwürdig, wenn ein berühmter Kunstfertiger „einen sehr guten Freund“ (Gottfried Helnwein über Carl Barks) aus der Vergessenheit befreien möchte und ihm eine Ausstellung organisiert, Katalog und Plakat dann aber mit seinem eigenen Namen und einem eigenen Bild ziert? Schon dieser Tatbestand am Rande der großen Donald-Show im Museum für Kunst und Gewerbe, die Helnwein „für den wahren Geist von Donald Duck“, Carl Barks, bereits vorher in Hannover und München veranstaltet hatte, hätte einen stutzig machen müssen. Nun klärt uns Carl Barks per Rechtsanwalt über die wahren Hintergründe dieser Freundschaft und das Zustandekommen der „Hommagen“ auf.

In einer zweiseitigen Presseerklärung listet Barks die verschiedenen Klagen auf, die er bereits gegen Gottfried Helnwein sowie seine jeweiligen Mitveranstalter in München und Hannover führt. Demnach benützt Helnwein, der von Barks circa 250 Skizzen und Rohentwürfe gekauft hatte, diesen offensichtlich geradezu kriminell für seine eigenen Interessen. Denn, so Barks, er habe beim Verkauf an Helnwein „ausdrücklich untersagt“, daß diese „in meinen Augen absolut unfertigen Rohskizzen öffentlich (...) gezeigt werden“.

Da weder Helnwein, noch der Direktor des Münchener Stadtmuseums auf dieses Verbot reagiert hätten, läuft gegen beide sowie den Mitorganisator Carsten Laqua eine Strafanzeige. Eine weitere Anzeige bei der Berliner Staatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität bezieht sich auf den illegalen Verkauf von Postern und Postkarten mit Barks-Motiven in Hannover. Das dritte anhängige Ermittlungsverfahren bezieht sich auf oben genannten Katalog, der Zeichungen, Fotos und Texte ohne Barks' Einverständis reproduziert und für die Barks, im Gegensatz zu Helnwein und anderen Beteiligten, nie auch nur einen Pfennig gesehen habe. Von der Publikation habe er „zum ersten Mal im März 1994 Kenntnis erlangt, als ich ein Exemplar des bereits erschienenen Buches erhielt“.

Besonders pikant ist Punkt 1 der Presseerklärung, die sich auf das angeblich innige Verhältnis zwischen Helnwein und Barks bezieht, wie es Ausstellung und Katalog suggerieren: „Herr Helnwein behauptet öffentlich, daß er mit mir befreundet ist. Diese Behauptung ist falsch. Das Gegenteil ist der Fall.“

Warum das Hamburger Museum in Kenntnis dieser Sachverhalte und trotz der jetzt drohenden strafrechtlichen Folgen die Ausstellung übernommen hat, ohne scheinbar jemals Barks kontaktiert zu haben, ließ sich am Sonntag nicht klären, da der Direktor Wilhelm Hornbostel momentan in Paris weilt.

Till Briegleb

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