Was fehlt …: … der Weihnachtsmann
Wie lange dürfen Kinder an den Weihnachtsmann glauben, ohne dass es komisch wird? US-Präsident Donald Trump jedenfalls findet, mit sieben Jahren sei der Glaube an „Santa Claus“ schon ziemlich „nebensächlich“. Das sagte er in einem Telefonat der siebenjährigen Collman Lloyd, die sich an Heiligabend beim Präsidenten nach dem Standort des Weihnachtsmanns erkundigen wollte.
In den USA können Kinder über die Feiertage auf einer interaktiven Webseite und über eine Telefon-Hotline die himmlische Geschenktour des Weihnachtsmanns verfolgen. Die Spaß-Aktion wird seit 1955 vom Nordamerikanische Luftverteidigungskommando (Norad) organisiert, und es ist Tradition, dass sich der Präsident und die First Lady an dieser Aktion beteiligen.
Und natürlich sollte dabei der Präsidenten nicht die Rolle des Grinch spielen. Dementsprechend war die Empörung nach Bekanntwerden des Telefonats bei den sozialen Netzwerken groß. Das Interessante an der Geschichte ist aber nicht Trumps Arschloch-Verhalten, sondern die Tatsache, dass er zur Abwechslung keine Fake News verbreitet und mit einer furchtbaren kapitalistischen Lüge an einen ominösen dicken Mann in rotem Flanel aufräumt.
Als Konsumkritiker*in könnte Mensch das gut finden. Andererseits hat Trump nicht einmal die Empathiefähikeit einer Grundschüler*in. Kinder aus nicht-christlichen Familien wissen schon recht früh, welcher Quatsch da den anderen Kindern aufgetischt wird – halten aber dicht, um ihre Freund*innen nicht zu traumatisieren.
So oder so, die kleine Collman hat sich wenig vom Präsidenten beeindrucken lassen. Am Dienstag erzählte sie Journalist*innen, die sie in Lexington im US-Staat South Carolina ausfindig gemacht hatten, dass sie trotzdem Kekse und Milch für Santa herausgestellt hatte. Diese waren am nächsten Tag aufgefuttert und natürlich standen Geschenke unterm Baum. Das sagt tausend Mal mehr über jede westliche Gesellschaft als die Sprüche des Donald Trump. (cin)
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