Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

  • 23.3.2017

Was fehlt …

… die grauen Platten

Schwarz-rot-gelb leuchtet neuerdings ein Gehweg an der Gedenkstätte Seelower Höhen, der zielgenau zu einem Standbild führt, das einen Rotarmisten in heroischer Pose zeigt. Ein pikantes Detail, bezieht man es auf den politischen Hintergrund des Areals. Das Denkmal wurde aufgestellt, um an die größte Schlacht des Zweiten Weltkriegs, die sich sowjetische Soldaten gegen die Wehrmacht auf deutschem Boden lieferten, zu erinnern. Am 16. April 1945 siegte dort die Rote Armee und machte den Weg für eine Millionen sowjetischer Soldaten nach Berlin frei. Jetzt lässt der Landkreis Märkisch-Oderland die Gedenkstätte aufgrund dreier großzügiger Spenden für 1,6 Millionen Euro restaurieren. Zu den Spendern gehört auch der russische Energiekonzern Gazprom. Ob die neue Ästhetik im Sinne des Spenders war? Die Farbgebung wirkt eher wie eine deutsch-nationalistische Provokation gegen die Russen. Doch Landrat Gernot Schmidt (SPD) erklärt, dass die ursprünglichen Pflastersteine nicht grau gewesen seien, sondern die Farben der Deutschlandfahne gezeigt hätten. Handwerker hätten bei den Restaurierungsarbeiten Reste der Farben auf der Rückseite der Platten entdeckt. Landeskonservator Thomas Drachenberg dagegen ist empört. Der jetzige Zustand widerspreche der genehmigten Instandsetzung, die mit vorhandem Material zu erfolgen habe. Er fordert, dass der Gehweg wieder mit grauen Platten bedeckt werden müsse, er sei nur ein Nebenweg und würde durch die Farbgebung den Eindruck der Gedenkstätte verzerren. Ist das Ganze eine Kleinstadtposse, in der ein paar Schildbürger vergessen, sich ein Fenster einzubauen, um ein bisschen Licht ans Gehirn zu lassen? In Zeiten, in denen Rechtspopulisten massiv Zulauf bekommen und Rechtsextreme wie die Identitären alle Nase lang an öffentlichen Plätzen Transparente hissen, die der Öffentlichkeit ihre nationalistische Gesinnung aufdrängen, fällt es schwer, hier nur ein Missverständnis zu vermuten. (taz)