Was fehlt ...: ... der Schlaf
Wenn um 6.30 Uhr der Wecker klingelt, beginnt für die Spanierin Rocío ein langer Tag. Die Tierarzthelferin aus Guadalajara östlich von Madrid tritt um 9.00 Uhr ihren Job an. Ihr gewöhnlicher Arbeitstag dauert bis 20.00 Uhr – inklusive einer Mittagspause von drei Stunden. Sie ist unzufrieden.
Viele Spanier betrachten die mehrstündige „Siesta“ als eine Zwangspause, die ihren Arbeitstag unnötig in die Länge zieht. Oft kommen sie erst zwischen 22.00 und 23.00 Uhr nach Hause. Praktisch, dass da auch das abendliche Fernsehprogramm deutlich später beginnt. Allerdings: Später Spielfilm heißt auch spätes Sandmännchen. Viele spanische Familien schlafen deswegen im Schnitt eine Stunde weniger pro Nacht, als andere Europäer.
Besonders groß ist die Motivation in den Schulen am nächsten Tag nicht. Übernächtigte Schüler halten gerade so die Augen offen und sehnen sich nach der dreistündigen Mittagspause. Ähnlich antriebslos geht es in den Büros zu. Dort verdirbt die Siesta den Menschen die Vorfreude auf den Feierabend – da muss man ja schon fast wieder zur Arbeit.
„In Spanien verbringen die Leute viel Zeit bei, aber nicht mit der Arbeit“, sagt die Ökonomin Nuria Chinchilla. Also: Weg mit der „Zwangspause“ Siesta, und dann werden aus den Spaniern im Nu brave deutsche Arbeitsfetischisten – mit ein bisschen mehr Zeit zum Rumhängen daheim. (dpa/dir)
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