: Warum, wieso, Weshalb?-betr.: "Sexualität, Kontrolle, Status, Recht" (Gerda Lerners Beitrag zur Patriarchats-Debatte) von Christel Dormagen, taz vom 4.3.92
betr.: „Sexualität, Kontrolle, Status, Recht“ (Gerda Lerners Beitrag zur Patriarchats-Debatte) von Christel Dormagen, taz vom 4.3.92
Die Rezension ist sehr ausführlich. Trotzdem ist mir einiges unklar geblieben.
Da steht: „die Kinder ... [waren] auf menschliche Wärme angewiesen, sprich: auf die Hände ihrer Mütter.“ Ja, wieso? Haben Väter keine menschliche Wärme, keine Hände? Die Hypothese von den abhängigen Kleinen, die den Frauen die Hände binden, ist in sich schon patriarchalisch und deshalb denkbar ungeeignet, eine Erklärung zu liefern für die Entstehung des Patriarchats. Sie ist nämlich nur deshalb „schlüssig“, weil im herrschenden Weltbild ausschließlich Frauen für die Fürsorge gegenüber Kindern zuständig sind. Oder rekurriert Gerda Lerner hier letztlich auf „die Biologie“?
Dann ist von den „streitbaren Männern“ die Rede, als ob das einfach so ist und schon immer so war. Haben die Männer da was in ihren Genen, oder wie? Auch hier schleicht sich die Erfahrung mit patriarchalischen Männern in einen Erklärungsansatz, der eigentlich das „Vorher“, das heißt die mögliche vorpatriarchalische Struktur miteinbeziehen will.
Wieso waren Frauen wegen der Fürsorgepflicht leichter „handhabbar“, „erpreßbar“? Womit haben Frauen sich erpressen lassen? Und warum überhaupt? Ist Gerda Lerners Antwort hier schlicht „die physische Überlegenheit der Männer“? Und eine weitere Frage: wenn den Männern die Arbeitskräfte so wichtig waren, wieso mußten sie dann Frauen verdinglichen? Das ist doch keine zwangsläufige Folge? Die Männer hätten ja zum Beispiel auch ein übergroßes Interesse an ihren Kindern entwickeln (den zukünftigen Arbeitskräften) oder sich auf die Sklaverei stürzen können.
Mir scheint, über das bisher schon vielfach Gehörte und Geschriebene geht auch dieses Buch nicht hinaus. Das grundlegende Warum kann es jedenfalls, nach meinem bisherigen Eindruck, nicht erhellen. Annette Will, Bielefeld
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