: Warum die Aufregung in dieser Frage? –betr.: „Das Unbehagen an einem Kampfbegriff“ (Doppelte Staatsbürgerschaft), taz vom 8. 1. 99
[...] Eberhard Seidel-Pielen schreibt selbst, daß die Frage der doppelten Staatsbürgerschaft Ende der achtziger Jahre in die Diskussion kam, weil sich gezeigt hatte, daß die bei weitem meisten Einwanderinnen und Einwanderer, die bereits nach der damaligen und gegenwärtigen Rechtslage die Möglichkeit gehabt hätten, sich einbürgern zu lassen, von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch machten. [...] Warum er diese Gründe dann aber doch als nicht bedeutend genug einstuft und zu der Meinung kommt, daß die Forderung nach Zulassung der Doppelstaatsbürgerschaft letzten Endes fallengelassen werden könnte, ist für mich nicht nachvollziehbar. Wenn die Doppelstaatsbürgerschaft nicht zugelassen wird, hätte das doch mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Folge, daß im wesentlichen alles so schlecht bliebe, wie es ist, daß nämlich die meisten Einwanderinnen und Einwanderer auch die verbesserten Möglichkeiten, zum deutschen Paß und damit zur Gleichberechtigung zu kommen, nicht wahrnehmen würden. Sie würden vermutlich genausowenig wie bisher bereit sein, ihren alten Paß preiszugeben. [...]
Die doppelte Staatsbürgerschaft ist also kein ideologischer Kampfbegriff, sondern ein aufgrund praktischer Erfahrungen eingesetztes Mittel, das allen EinwanderInnen hilft, endlich mit dem Erwerb des deutschen Passes die völlige Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen zu erlangen.
Im übrigen lese ich, daß viele Länder die doppelte Staatsbürgerschaft problemlos akzeptieren und daß es inzwischen auch in der Bundesrepublik über zwei Millionen Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft gibt. Warum also die ganze Aufregung um diese Frage? Detlef Lüderwaldt, Dreieich
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen