: Warnstreiks im öffentlichen Dienst
■ Auftakt in Berlin zu bundesweiten Protestaktionen/ Diepgen: Tarifgefälle Gefahr für sozialen Frieden
Berlin. Etwa 500 Beschäftigte des Berliner öffentlichen Dienstes haben gestern unter dem Motto: »Wer gut arbeitet soll auch gut verdienen«, gegen das Arbeitgeberangebot von 3,5 Prozent in der laufenden Tarifauseinandersetzung demonstriert. Die Kundgebung war der Auftakt bundesweiter Protestaktionen. Die Teilnehmer waren einem Aufruf der Deutschen Angestellten- Gewerkschaft (DAG) gefolgt, die damit einen »ersten Warnschuß« vor der für den 19. März geplanten vierten Verhandlungsrunde abgeben wollte. »Wer uns mit 3,5 Prozent abspeist, der verdient einen Tritt ins Knie«, sagte Hartmut Friedrich, Vorsitzender des DAG-Landesverbandes Berlin und Brandenburg. Von den Beschäftigten des öffentlichen Dienstes dürften keine Sonderopfer verlangt werden. Gerade die Berliner hätten mit zusätzlichen Belastungen wie dem überdurchschnittlichen Preisanstieg und dem Wegfall der Berlin-Zulage zu kämpfen.
Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) hat die Verhandlungspartner im öffentlichen Dienst zu tarifpolitischer Vernunft aufgerufen. Angesichts der besonderen Situation in Berlin erinnerte er gestern auch im Namen des Senats daran, daß vom Tarifgefälle zwischen Ost und West noch immer die Hauptgefahr für den sozialen Frieden ausgehe. Der Senat halte es weiter für notwendig, das Prinzip »gleicher Lohn für gleiche Arbeit« bis Ende 1993 durchzusetzen. Dazu sei diesmal eine deutliche Anhebung der Ost-Tarife das Ziel. Im Berliner Haushalt sei eine Vorsorge für die Anhebung der Ost-Tarife auf etwa 80 Prozent der West-Tarife vorgesehen. Diepgen unterstrich, daß die Forderungen für die West-Tarife im öffentlichen Dienst das Erreichen des vom Berliner Senat gesteckten Ziels unmöglich machten. Die »überzogenen Forderungen« seien nicht finanzierbar. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen