Walschutz : Unsichtbar im nassen Grab
Das größte Problem des Schweinswals ist seine Unsichtbarkeit. Die Lebenden sind so scheu, dass sie nur höchst selten gesichtet werden, die Toten vergammeln auf dem Grund der Meere. Menschen aber schützen nicht, was sie nicht kennen – eine Ignoranz, die für den Schweinswal dem Todesurteil gleichkommt.
Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT
Zu Tausenden werden Flippers kleine Vettern Jahr für Jahr vor deutschen Küsten ungestraft gemeuchelt. Eine der bittersten Konsequenzen aus einer industrialisierten Fischereiwirtschaft, die auf der Jagd nach Fischstäbchen die Maschen ihrer Netze immer enger zieht. Und die Kadaver der ertrunkenen Kleinwale zurück ins nasse Grab kippt. Sieht ja niemand.
Als weitere Lebensgefährdung kommt die zunehmende Verschmutzung und Verlärmung durch Schifffahrt, Bohrinseln und Saugbaggerei auf Kiesbänken hinzu. Diverse internationale Abkommen und vollmundige Rettungsplänen haben daran bislang nichts geändert. Selbst in dem löblichen Schutzgebiet vor den nordfriesischen Inseln Amrum und Sylt, der Kinderstube der Kleinen Tümmler, sind diese vor Nachstellungen nicht wirklich sicher.
Artenschutz aber beginnt nicht erst beim Blauwal im Pazifik oder beim gestrandeten Pottwal vor Eiderstedt. Der Massenmord am heimischen Delfin, der sich nicht zur Touristenattraktion beim Whale Watching eignet, findet tagtäglich vor dem eigenen Strand statt. Unsichtbar, unbemerkt. Unverantwortlich.
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