■ Wahrheit-Klub: Vorstandsnachrichten nach der Sommerpause: Der Vorstand rechnet ab
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Nachts ist es ruhig in der Kochstraße. Die Anwohner schlafen oder geben sich ungezügeltem Fernsehkonsum hin. Nur im Gebäude der taz, oben im vierten Stock, brennt noch Licht. Hier, im „Zentrum der Macht“, brütet der Vorstand des Wahrheit-Klubs über einer großen Abrechnung, knirscht der LAMINATOR wütend mit den Transportwalzen. Was ist geschehen?
Auf einstimmigen Vorstandsbeschluß hatten die Vorstände Herr TOM, Frau Häusler und Frau Rönneburg vor einiger Zeit je eine Ferienreise angetreten. „Kein Problem“ sei das, hatte Frau Rönneburg noch auf dem Flughafen behauptet, als Herr TOM, Frau Häusler und sie in ganz unterschiedliche Richtungen aufbrachen. Auch der LAMINATOR, der noch übermütig Frau Häuslers Personalausweis nachlaminierte, war guter Dinge.
Inzwischen sieht Vorstand Rönneburg die Sache anders, ist doch während der Urlaubszeit derart Ungeheuerliches geschehen, das eine große Abrechnung unumgänglich macht.
Die große Abrechnung gilt der Post bzw. ihren schurkischen Bediensteten, die immer wieder sorgsam gefalzte und gut verklebte Wahrheit-Klub-Schreiben auf ihren Inhalt hin überprüfen – vermutlich in der Hoffnung, ein teures Erbschmuckstück oder dergl. aus dem Umschlag klauben zu können. Mehrfach schon mußte der Vorstand verzweifelte Neumitglieder telefonisch beseelsorgen, die weder ihren Mitgliedsausweis noch das Klubabzeichen erhalten hatten, sehr wohl aber ein halbes Anschreiben. Andere fanden gar nur ein Briefeckchen in durchsichtiger Hülle in ihrer Post, dazu die Mitteilung, die Sendung sei „beschädigt“ gewesen.
Unabhängig von gewissen Nachforschungsanträgen denkt der Vorstand des Wahrheit-Klubs daher zur Zeit über Vergeltungsmaßnahmen nach, die noch vor seinem Frankfurter Buchmessentermin (18. Oktober, 14 Uhr) in die Tat umgesetzt werden sollen. Bis zur endgültigen Entscheidung über den Racheakt soll ein Feldversuch Aufschluß darüber geben, ob Postboten laminierbar sind.
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Mit dem Stichwort „Frankfurter Buchmessentermin“ weicht die Verbitterung aus den Vorstandsgesichtern: Um den ersten Geburtstag des Wahrheit-Klubs gebührend zu feiern, wird der Vorstand nämlich auf der Frankfurter Buchmesse ein schönes Wahrheit- Klubgeburtstagszigarrerauchen anzetteln. Getrunken wird natürlich auch. Komplizierte Wahrscheinlichkeitsrechnungen haben darüber hinaus ergeben, daß just an diesem Tag ein Neuzugang des Wahrheit-Klubs die Mitgliedsnummer 0000001000 erhalten wird. Laut Vorstandsbeschluß soll allein der Zufall darüber entscheiden, wer Träger dieser exklusiven Mitgliedsnummer wird.
Klubmitglied Jürgen Holm, der vergangene Woche einen „Antrag“ („Hallo Leute...“) auf Änderung seiner Nummer 0000000501 in 0000001000 stellte, wird jedoch garantiert leer ausgehen.
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