Wahlhearing zur Familienpolitik :
„Nee. Jetzt gerade nicht.“
15 Leute, ein brisantes Thema, zweieinhalb Stunden Zeit: Beim Wahlhearing der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) zur Familienpolitik am Montagabend schien das Chaos vorprogrammiert – doch das Gegenteil war der Fall. Konfrontiert mit Experten aus Wissenschaft und Praxis mussten die Bürgerschaftskandidaten von SPD, CDU, Grüne, FDP und PDS ihre Position erklären. Das Schöne: Sie hatten für jedes Statement nur eine Minute Zeit. Noch schöner: Sie hielten sich dran.
Die Bremer Frauenbeauftragte Ulrike Hauffe moderierte und balancierte souverän zwischen den Fachleuten und den Politikern – als Axel Adamietz von der FDP nach überschrittener Zeit noch „einen allerletzten Gedanken“ äußern wollte, sagte sie: „Nee. Jetzt gerade nicht.“ Als Ilse Wehrmann vom BEK-Kita-Landesverband – „Ich will heute Taten sehen!“ – die Anwesenden gleich auf eine „Vereinbarung“ für die Kita-Zweitkraft ab August festlegen wollte, Frank Pietrzok von der SPD im Grundsatz zwar zustimmte, aber bitte nicht so schnell, erklärte Hauffe der aufgebrachten Wehrmann kurz das Bremische Haushaltsrecht. Der CDU-Frau Cathrin Hannken, die Wehrmann abwehrte mit dem Hinweis, erstmal möge der Wähler entscheiden, beschied sie mit charmantem Lächeln: „Da haben Sie ganz recht. Wer weiß, ob Sie dann noch in der Regierung sind.“
Unterm Strich blieb die von Familiensoziologin Helga Krüger mit neuesten Studien dargelegte Erkenntnis, wie sehr der „Familiengründer“, den sie dem vom Wirtschaftsressort stets beschworenen „Existenzgründer“ entgegensetzte, Wirtschaftsfaktor sein könne. Dem Bekenntnis aller Teilnehmer, das sei ihnen doch klar, begegnete Ulrike Hauffe lakonisch: „Wenn das so einfach wäre, stünden wir nicht hier und hätten ein Problem.“ sgi