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Wahl in SpandauDas Rennen ist völlig offen

Nach 16 Jahren CDU-Regentschaft will die SPD wieder den Bürgermeister stellen.

Lange galt Spandau als SPD-Bastion. Seit 1946 stellten die Sozialdemokraten im westlichsten Berliner Bezirk regelmäßig den Bürgermeister. Bis 1995 Konrad Birkholz für die CDU gewann. Nun nimmt Berlins dienstältester Lokalfürst aus Altersgründen seinen Hut - und das Rennen scheint wieder völlig offen, wenn man den Beteuerungen aller Seiten glauben darf. Sogar Angelika Höhne von der Alternativen Liste Spandau findet die Situation "sehr spannend".

Gegen die CDU mag zunächst sprechen, dass sie - auch nach 16 Jahren Birkholz-Regentschaft - gegen die SPD-Tradition im klassischen Arbeiterbezirk kämpfen muss - wenngleich Spandau mit dem Wegbruch der Industrien um Siemens und Osram die Arbeitsplätze ziemlich ausgegangen sind. Auch gab es zuletzt reichlich CDU-internen Zoff um den Bezirksbürgermeister und seinen Bildungsstadtrat Gerhard Hanke, der lange als möglicher Nachfolger galt. Als im vorigen Jahr der inzwischen zerstreute Vorwurf der Untreue und Bestechlichkeit gegen Hanke erhoben wurde, hob die Partei statt seiner CDU-Baustadtrat Carsten-Michael Röding auf den Schild.

Der sieht seine Chancen "verhalten optimistisch". Spandau sei "auch immer ein bürgerlicher Bezirk" gewesen und man wähle hier "Typen, nicht nur Parteien". Darum habe er, mit seinen zwölf Jahren Amtszeit als Stadtrat, sicher eine Chance: "Bei mir weiß man, woran man ist", sagt Röding - offensichtlich in Anspielung auf seinen Gegenspieler von der SPD, Helmut Kleebank, politisch ein recht unbeschriebenes Blatt. Auch die Grüne Höhne hält Röding für eine gute Wahl der Konservativen: "Ich sehe bei ihm auch die Veränderung der CDU. Er ist sehr bestrebt, einen ruhigeren, sachlicheren und demokratischeren Umgang zu pflegen."

Auf der anderen Seite, wägt die Grüne ab, sei SPD-Mann Kleebank "zwar sehr neu, hat sich aber gut behauptet im bisherigen Wahlkampf". Auch gefalle ihr, dass der Leiter der Heinrich-Böll-Oberschule seinen Schwerpunkt auf das Thema Bildung und Jugend legen wolle. Gegenüber der taz gibt sich auch Kleebank vorsichtig optimistisch, was angesichts fehlender Umfragen auf Bezirksebene nicht weiter verwundert. Er glaube, "dass in weiten Teilen der Spandauer Bevölkerung das Bedürfnis nach einem Wechsel besteht".

Und was ist das vorrangige Ziel der beiden Spitzenkandidaten? Kleebank antwortet zurückhaltend, möchte nichts Falsches versprechen. Er wolle vor allem "mit der Politik der Hinterzimmer brechen, die bei der CDU üblich war". Stattdessen sollten die Bürger in offenen Dialogen einbezogen werden - etwa bei der Frage, wie die Gestaltung der Altstadt verbessert werden könne. Röding will vor allem "das Image Spandaus verbessern, damit der Bezirk für junge Familien und Firmen attraktiver wird". SUG

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