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Waffen und Soldaten weggeträumt -betr.: Leserbrief "Kalter Krieger Kielmannsegg", taz vom 5.2.94

Betr.: Leserbrief „Kalter Krieger Kielmannsegg“, taz vom 5.2.94

Sie haben ja so recht mit der Auffassung, wenn es keine Soldaten und keine Waffen gäbe, hätten wir keine Kriege und keine Verbrechen. Jedenfalls in der Theorie.

Die Welt ist aber voller Militär und die Bremer Rüstungsindustrie ist dabei nicht unbeteiligt. Ihre Auffassung zu Ende gedacht, hieße, die bosnische Bevölkerung auf Dauer schutzlos den serbischen und kroatischen Agressoren auszuliefern. Sie hieße weiterhin, grundsätzliche jedem Agressor freies Spiel zu lassen.

Die Befürchtungen dürfen ja zumindest mal ausgesprochen werden, daß durch die Untätigkeit der Internationalen Staatengemeinschaft künftige Agressoren geradezu ermutigt werden, Grenzkorrekturen vorzunehmen. Diese können dann im Nachgang durch die Politik bestätigt werden, wie gerade in Genf durch zynischerweise auch noch „Friedensverhandlungen“ genannte Teilungsgespräche demonstriert wird.

Den General von Kielmannsegg (der sehr ernsthaft Vorschläge zur schnellen Beendigung der serbisch-kroatischen Agression in Bosnien-Herzegowina macht) allerdings als „kalten Krieger“ zu bezeichnen und ihm „Gleichgültigkeit“ in Bezug auf die Menschen dort zu unterstellen, ist wenig klug und empörend zugleich.

Träumen Sie weiter von einer Welt ohne Waffen, aber behindern Sie nicht Menschen, die dem Morden nicht mehr tatenlos zusehen wollen. Wenn Sie als Pazifistin bessere Vorschläge zur Beendigung des Krieges haben, als die Waffen und Soldaten wegzuträumen, dann lassen Sie uns das schnellstens diskutieren. Ich bin bereit dazuzulernen. Claus Hößelbarth

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