WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Der Bahnhof Lichtenberg hat einen schlechten Ruf. Dabei war er zu DDR-Zeiten einmal der wichtigste Fernbahnhof Ostberlins, und hier fuhren bis zur Fertigstellung des neuen Hauptbahnhofs noch lange Züge in Richtung Warschau und Moskau ab. Inzwischen spielt der Bahnhof nur mehr im Regionalverkehr eine Rolle und macht ansonsten immer mal wieder als Schauplatz rechtsradikaler Übergriffe von sich reden. Im Stadtteil Lichtenberg befindet sich auch das umtriebige Jugendtheater an der Parkaue, das sich mit seinem Projekt „Bahnhof Lichtenberg“ vorgenommen hat, diesen finsteren Fleck auf dem Berliner Stadtplan mit Kunst und Kultur aufzuhellen und in Besitz zu nehmen, aber auch den Menschen, die den Bahnhof zwecks Arbeit oder Transit benutzen, das Leben mit Kultur zu versüßen. An diesem Wochenende geht es richtig los: als flankierende Theatermaßnahme gibt es ab Freitag Sascha Bunges Inszenierung „Warum Elefanten hysterisch sind“ nach drei Texten von Lothar Trolle, die auf dem Bahnhof Lichtenberg spielt. Schon vorab gibt es dort Kerstin Fritzsches Audioinstallation „Stellungsdienst“, die durchreisende Berufspendler über die Lautsprecheranlage am Gleis mit den Bahnhofsarbeitern vor Ort bekannt machen will. Das Projekt mit seinen wechselnden Programmen auf dem Bahnhof wird bis zum Ende der Spielzeit dauern. Dann wird auch die Intendanz von Bernd Wilms im Deutschen Theater enden. Ein Gespräch von Gregor Gysi mit Wilms sowie die Vorstellung einer Sonderedition der Blätter des Deutschen Theaters über Jahre 2001–2007 leiten am Sonntag nun die Feierlichkeiten zu Wilms’ Abschied ein. Die Theaterabende von René Pollesch machen manchmal schon allein wegen ihrer Titel Spaß. „Darwin-win & Martin Loser-Drag King & Hygiene auf Tauris“ heißt sein neues Stück, das am Samstag am Rosa-Luxemburg-Platz Premiere hat.
„Bahnhof Lichtenberg“: „Stellungsdienst“, ab Mi. / „Warum Elefanten hysterisch sind“, ab Fr. (Theater an der Parkaue)
„Darwin-win & Martin Loser-Drag …“: Volksbühne, ab Sa.
Gysi trifft Wilms: Deutsches Theater, So. 11 Uhr