WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Im Café Morgenrot wird heute über „Saddams blutiges Erbe“ geredet, der Jungle-World-Autor Martin Schwarz stellt sein Buch über den Nachkriegs-Irak vor. Obschon ja offensichtlich nicht einmal den US-Administratoren immer klar ist, wie denn die Nachkriegsordnung aussehen soll, und – auch das offensichtlich – ein genaueres Konzept fehlt, ist die reißerische These „Der wirkliche Krieg steht noch bevor“, die Schwarz vertritt, auch angesichts der gut ausgestatteten SelbstmordattentäterInnen doch etwas, ähem, dämlich. Am Mittwoch wird im Suboptimal, einem neu erschlossenen Raum (Ex-H106) im TU-Hauptgebäude, über das „Konzept Freie Liebe“ gesprochen. Es soll, wie es in der Ankündigung heißt, ein „Input-Referat“ geben, in dem die „historischen Grundlagen aufgezeigt und Rahmenbedingungen skizziert werden“. Nun ja – unter selbstbestimmten Subjekten sollte die freie Partnerwahl ja selbstverständlich sein, nun gibt es diese selbstbestimmten Subjekte allerdings nicht, es gibt vielmehr eine vorformende Sozialisation und die perpetuierende Zurichtung durch gesellschaftliche Zwänge. So dient das, was bislang so als „freie Liebe“ verkauft wurde, oft lediglich der Erweiterung der patriarchalen Herrschaftsformen. Mal schauen, was wir im Input-Referat hören. In der HU, im Gebäude an der Dorotheenstraße 24, wird ebenfalls am Mittwoch über „Rosa Luxemburgs Kritik an Lenin“ gesprochen, die dieser wiederum in seinem Aufsatz über die „Kinderkrankheiten des Kommunismus“ zurückwies. Ausgerichtet wird das ganze vom A-Laden und einer Organisationsgruppe namens StreikSchrei, und auch hier wäre es interessant, zu erfahren, wer von den Leuten im Publikum überhaupt weiß, wer das ist, Lenin, wenn man vom Spitzbart und den nun wirklich sehr netten Bildern aus dem sowjetischen Realismus mal absieht.