WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Am Donnerstag wird in der Kreuzberger Admiralstraße über den „Beat von Rechts“ gesprochen, genauer über die „rechte Musik- und Subkultur“. Längst schon ist weder das sogenannte Horst-Wessel-Lied noch dumpfes Oi-Gebrülle allein der Sound aus dem Volksempfänger, auch handwerklich versierter rechter Rock und Pop gehören dazu. Und, wie wir von den Ärzten wissen, eine „Kuschel-Rock-LP“. Nun ist zu fragen, inwieweit es erschreckend ist, dass die Nazis Rock hören. Gleichwohl ist es auch wichtig, zu begreifen, dass Pop und Rock nicht unbedingt „links“ sind. Am gleichen Abend werden im Clash zwei Juristen aus der Schweiz und aus Griechenland über den Prozess gegen die Antimilitaristen Axel, Florian und Oliver berichten, den sie als „internationale Prozessbeobachter“ aufgesucht haben, und zu anderen laufenden Prozessen Parallelen ziehen. Eine halbe Stunde später schließlich wird im Vetomat über die Edelweißpiraten gesprochen und über den Versuch einiger Antifas, diese Gruppe, die während der Nazizeit tätig war, nach 1990 wiederzubeleben. Ein Aktivist wird berichten. Das ist gut. Im Ankündigungstext zu der Veranstaltung heißt es allerdings auch, „dass der Faschismus keine Meinung, sondern ein Verbrechen ist, und im Kampf dagegen geht es eben auf Leben und Tod, damals wie heute“. Und das, liebe Gemeinde, ist dann doch etwas zu breitbeinig. Am Samstag protestieren Aktivisten mit einer Demo, die an der Joachimstaler Ecke Kantstraße ihren Anfang nimmt und sich gegen „die ‚Verkommerzialisierung‘ des öffentlichen Raumes“ und irgendwie auch gegen Weihnachten richtet. In Kreuzberg und Friedrichshain, zwei Bezirken, die die Aufrufenden nicht für ein Refugium der „Reichen und Schönen“ halten, ist übrigens auch Vorweihnachtsrausch, wie beinahe allerorten in der westlichen Welt. Ob das die KonsumverächterInnen wissen?
Beat von Rechts: Admiralstr. 17, Do., 18 Uhr
Prozessbeobachter: Clash, Gneisenaustr. 2a, Do., 18.30 Uhr
Edelweißpiraten: Vetomat. Scharnweberstr. 35, Do., 19 Uhr
Demo: Joachimstaler Ecke Kantstr., Sa., 15 Uhr