WOCHENÜBERSICHT: KINDERHORT : Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen
Des Deutschen liebstes Statussymbol, das Automobil, kann in der Innenstadt nicht so recht zum Einsatz kommen, steht es doch oft im Stau oder kriecht auf Parkplatzsuche deprimiert um die Ecken. Viele, vor allem Vertreter der neuen Elterngeneration in der Freiluft-Kita Prenzlauer Berg, haben den motorisierten Umweltsünder gleich vollständig abgeschafft und investieren stattdessen lieber in die Fortbewegungsmittel ihres Nachwuchses. Heutzutage gilt: Sag mir, wie du deinen Stammhalter transportierst, und ich sage dir, wer du bist. Vom tiefer gelegten Fahrradanhänger über den dreirädrigen Hightech-Kinderwagen bis zum neobürgerlichen Tragetuch reicht das Spektrum mittlerweile. Doch der Mensch macht sich nicht erst seit eben Gedanken, wie er die Frucht seiner Lenden am geschicktesten von A nach B befördert. Das beweist die Ausstellung „KinderMobil – Kleine Helfer für kleine Helden“ im Museum Europäischer Kulturen. Dort lässt sich nun nachvollziehen, dass in allen Kulturen die Babybeförderung begann mit Techniken, das Kind am Körper zu tragen. Aber auch noch ums Jahr 1900 herum trug die Dame von Welt ihren Balg im eigens geschneiderten Kindertragemantel. Weiter werden Kinderwagen aus über hundert Jahren präsentiert, die, versprechen die Ausstellungsmacher, „zugleich Technikgeschichte und Designgeschichte erzählen“. Schließlich darf, der Deutsche kann eben nicht lassen vom Auto, auch die „die Motorisierung des privaten Kindertransports“ nicht fehlen. Manche der altgedienten Lösungen sind – verglichen mit den heutigen Sicherheitsstandards – geradezu abenteuerlich. Betrachtet man einen schlicht auf die Fahrradquerstange aufgeschraubten Sitz fürs Kind, wie er in der Ausstellung zu sehen ist, wundert man sich, warum nicht ganze Generationen ausgerottet wurden im damaligen Straßenverkehr.
Museum Europäischer Kulturen, Im Winkel 6/8, 14195 Berlin, Di.–Fr. 10–18 Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr