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Archiv-Artikel

WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Ostern. Da feiert die Christenheit die Wiederauferstehung des Heilands, der sich für sie ans Kreuz schlagen ließ. Aber nicht nur damals starb man gern für die Idee von einer besseren Welt. Auch der Kommunismus hat das von seinen Genossen mitunter gefordert, wovon Brecht und Eisler in ihrem ebenso berühmten wie berüchtigsten Stück „Die Maßnahme“ Arbeiterchöre ein Lied singen lassen. Bloß dass der namenlose Genosse, der darin seiner eigenen Hinrichtung zustimmt, nicht wieder auferstanden ist. An der Volksbühne unterzieht nun Frank Castorf ab Gründonnerstag dieses stalinistische Passionsspiel zusammen mit Heiner Müllers Maßnahme-Variation „Mauser“ einer Neuuntersuchung. „Das ist mein Blut!“ So kredenzte Jesus seinen Jüngern beim letzten Abendmal den rituellen Wein. „Weinkörper“, der theatralische Arm der Weinerei, möchte diese Worte im Rahmen ihres jährlichen Osterspektakels einmal als Performance ausgedeutet wissen, weshalb sie in Zusammenarbeit mit der Formation Limited Blindness am Gründonnerstag ins Perlin zur Osterpassion lädt. Standesgemäß befasst sich die Schaubühne am Lehniner Platz mit den Passionen des Westens, dem Hunger nach Sicherheit und Überwachung zum Beispiel, der schnell auch die Grenzen der Freiheit markiert. Um dies näher zu demonstrieren, verschweißt Thomas Ostermeier die Uraufführung von Martin Crimps klaustrophobischem Stück „Die Stadt“ mit Mark Ravenhills totalitärer Vision „Der Schnitt“ zu einem Abend, gleichfalls ab Donnerstag. Und weil in dieser Woche nicht nur Ostern, sondern auch das jüdische Purimfest gefeiert wird, das die wunderbare Rettung der persischen Juden vor ein paar Jahrtausenden feiert, empfehlen wir an dieser Stelle Berlins unorthodoxestes Puppentheater Das Helmi, das die Purimgeschichte im Jüdischen Museum für Kinder erzählt.

„Die Maßnahme/Mauser“: Volksbühne, ab Do

Osterpassion: Perlin, Griebenowstraße 5, Do

„Die Stadt/Der Schnitt“: Schaubühne, ab Do

Purim: Jüdisches Museum Purim Fr–Mo, 14 + 16 Uhr