WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Sie waren sozusagen die Helden der Neunzigerjahre: der amerikanische Künstler Jeff Koons und der deutsche Schriftsteller Rainald Goetz. Dem einen verdanken wir tiefergehende Erkenntnisse über die Zusammenhänge von Kitsch und Kunst, dem anderen eine gewisse Vergeistigung des Pop. Klar, dass es hier Synergien gab. Also schrieb Goetz das Drama „Jeff Koons“, sein vorläufig letztes Theaterstück, dessen legendäre Hamburger Uraufführung durch Stefan Bachmann auch schon bald wieder zehn Jahre zurückliegt. Inzwischen sind die gelackten Oberflächen der Popkultur zerkratzt und es bestimmen eher die Zusammenhänge von Kunst und Schrott den Diskurs. Zum Beispiel Jonathan Meese, der ja inzwischen auch fast schon wieder historisch ist. Im HAU hat sich nur die Hamburger Regisseurin Angela Richter Goetz’ Koons-Stück noch einmal vorgenommen. Mit von der Partie werden Jonathan Meese und Tocotronic-Musiker Dirk von Lowtzow sein. Hintergründiger Kitsch vom Feinsten ist auch Avery Hopwoods Art-déco-Komödie „Der Mustergatte“, die von den vergeblichen Mühen erzählt, ein guter Ehemann zu sein. In der Komödie am Kurfürstendamm wird der Klassiker jetzt von Jürgen Wölfer neu aufgelegt. Ansonsten gibt es im Gorki ein interessantes Gastspiel vom Wiener Schauspielhaus, das am Montag Jette Steckels Inszenierung von Philipp Löhles Stück „Der Kaperer oder Reiß nieder das Haus und baue ein Schiff“ in Berlin vorstellen wird. Den Stückauftrag hat Löhle vergangenes Jahr im Rahmen des Stückemarkts beim Theatertreffen gewonnen, das das Bühnengeschehen im Wesentlichen auch in dieser Woche bestimmt. Besonders sei auch in diesen Tagen ein Besuch der Kunststadt Ruby Town ans Herz gelegt, wo die Dauerperformance „Die Erscheinung der Martha Rubin“ rund um die Uhr, also auch Nachts, besucht werden kann.
„Jeff Koons“: HAU 1, Fr.–Di.
„Der Mustergatte“: Komödie am Kurfürstendamm, ab Sa.
„Der Kaperer …“: Maxim Gorki Theater, Mo.
„Martha Rubin“: Lokhalle Schöneberg, S-Bhf. Priesterweg, bis 10. 5.