WM-TICKETVERKAUF : Die genauen Zahlen, Delia?
KLAUS RAAB
In der Angelegenheit Uli Hoeneß hat Danny Jordaan aufgegeben. Hoeneß, der Präsident des FC Bayern München, hat sich vor kurzem mit dem hanebüchenen Superlativ zitieren lassen, es sei der größte Fehler des Fußballweltverbands Fifa gewesen, die Weltmeisterschaft an Südafrika zu vergeben. Was sagt Jordaan dazu, der „Chief Executive Officer des 2010 Fifa World Cup Organising Commitees“, kurz: WM-OK-Chef? Er sagt: „That matter is settled.“ Zu Deutsch etwa: „Diese Weißwurscht ist gezutzelt.“
Ein anderes Thema bleibt Jordaan allerdings erhalten: der Ticketverkauf. Durch die deutschen Zeitungen ging im Januar die Meldung, für die drei Gruppenspiele der deutschen Nationalelf seien erst 1.916 Tickets an deutsche Fans verkauft worden, der Deutsche Fußball-Bund gebe eine fünfstellige Zahl an Karten zurück. Zum Vergleich: 2002 wurden für die Gruppenspiele der deutschen Mannschaft bei der WM in Japan und Südkorea, laut DFB 2.946 Tickets verkauft. Was aber sagt Danny Jordaan? Er sagt zur anwesenden Pressestellenmitarbeiterin: Können wir mal die genauen Zahlen haben, Delia? Und dann kontert er: Der DFB habe zwar vielleicht 1.916 Tickets verkauft, allerdings nur in den ersten beiden Verkaufsphasen und nur für die ersten drei Spiele. Insgesamt seien über den DFB-Fanclub der deutschen Nationalmannschaft 3.420 Karten und weitere 3.330 an die „deutsche Fußball-Familie“ vergeben worden, mache also 6.750. Nun gebe es aber auch weitere Verkaufskanäle, vor allem die Internetseite der Fifa. Über sie seien bei den beiden ersten Verkaufsrunden 25.050 Karten für WM-Spiele nach Deutschland verkauft worden. Ergebe (nach Fifa-Aufrundung) insgesamt: 31.810. „Es ist falsch, eine falsche Zahl in den Zeitungen weiter zu verbreiten“, sagt Jordaan. Am Tag nach dem Pressegespräch neben dem Johannesburger Stadion folgt von der Frau mit den Zahlen wie angekündigt eine Pressemitteilung, der zufolge in der dritten Verkaufsphase, die vor kurzem endete, deutsche Fans, die sich in der Stückzahl 14.000 um Karten bemüht hätten, 9.692 erhalten hätten. Mehr seien nur nach Südafrika, in die USA, nach Großbritannien, Mexiko und Australien gegangen.
Bleiben drei Fragen. Erstens: Was bedeuten diese Zahlen wirklich angesichts der Tatsache, dass die Fifa sich auf Beschönigungen aller Art bestens versteht? Zweitens: Warum wurde die wurschtegale Mitteilung, dass der DFB-Kartenverkauf nicht gut laufe, in den deutschen Medien so aufgeblasen und so schlecht eingeordnet? Und drittens: Wenn alle 2,9 Millionen Karten, die es für die 64 WM-Spiele gibt, tatsächlich weggingen, wie Jordaan selbstverständlich behauptet, wären das 45.312,5 Zuschauer pro Spiel – wer aber säße dann auf dem halben Platz? Uli Hoeneß jedenfalls nicht: Mit seinem Erscheinen ist nicht einmal halb zu rechnen.