WIKIPEDIA, DER TINTEN-VERBRAUCH VON ARIAL UND QUANTEN-COMPUTING: 14 DINGE, DIE ICH BEI DER RE:PUBLICA GELERNT HABE : Von Mondfahrzeugen und ASCII-Kühen
MICHAEL BRAKE
Anfang Mai war wieder re:publica. Über 300 Referenten kamen zur Internetkonferenz nach Berlin, es gab zehn parallel bespielte Räume, unzählige Panels, Workshops, Get-Togethers – der Versuch einer allgemeingültigen Zusammenfassung wäre so sinnvoll, wie einen Wackelpudding an die Wand zu nageln. Oder sich ein einziges Logo für das ganze Internet ausdenken zu wollen. Denn es gibt 5.000 re:publicas, für jeden Besucher eine. Aber jeder kann sich am Ende die gleiche Frage stellen: Was habe ich eigentlich gelernt?
1. Das iPhone gab es im Film schon 1995. In „Johnny Mnemomic“ mit Keanu Reeves kommt ein „Thompson iPhone“ vor.
2. Die Wikipedia hat 41 Chapter. Das neueste: Armenien. Die einzige andere Organisation, die ich kenne, die sich in Chapter gliedert, sind Rockerbanden.
3. „Kulturpessimismus ist wie Nackte abbilden.“ Was das heißt, weiß ich nicht, aber Diedrich Diederichsen hat es gesagt.
4. Binge Viewing nennt man es, eine Serienstaffel in einem Rutsch zu schauen.
5. Wenn man einen Stern malt und den oberen Zacken weglässt und dafür einen Kringel draufsetzt, ist es ein Mensch. Und wenn man ganz viele untere Zacken malt und oben ganz viele Kringel draufsetzt, hat man eine anonyme Masse. Einfach mal probieren!
6. Es ist also doch möglich, die re:publica mit WLAN zu versorgen. Damit fällt endlich auch der älteste blöde Witz der Veranstaltung weg („Haha, eine Internetkonferenz ohne Internet“).
7. „Digits“ macht wunderbaren Synthpop.
8. „Die Quanten sind sehr schwer zu handeln, das wird noch eine ganze Weile dauern.“ – Horst Zuse, Informatiker und Sohn von Konrad Zuse, über Quanten-Computing.
9. Als der Buchdruck noch ganz neu war, haben Mönche alle Exemplare einer Auflage einzeln auf Fehler durchgesehen. Sie konnten das Konzept, dass diese Bücher automatisch alle gleich aussehen müssen, nicht nachvollziehen. Ob das wirklich stimmt, weiß ich nicht, aber die Geschichte ist so schön, dass sie bitte einfach wahr sein soll.
10. „Die Schriftart Century Gothic verbraucht 30 Prozent weniger Tinte als Arial.“ Diese wichtige Information steht in dem ansonsten ziemlich egalen Buch „500 junge Ideen, täglich die Welt zu verbessern“.
Montag Kübra Gümüsay Das Tuch
Dienstag Julia Seeliger Alles Bio
Mittwoch Margarete Stokowski Luft und Liebe
Donnerstag Josef Winkler Wortklauberei
Freitag Jürn Kruse Fernsehen
11. Zucker ist historisch gesehen keine wichtige Energiequelle. Die Pflanzenzucht dafür kam erst in der Neuzeit auf.
12. Auf dem Mond dauert ein Tag 29 Tage und es gibt 250 Grad Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht. Das ist wichtig, wenn man ein Gefährt bauen will, das auf dem Mond mindestens 500 Meter fährt, um den Google Lunar X-Prize von 30 Millionen Dollar zu gewinnen.
13. Die Katzen der Pre-WWW-Ära waren die ASCII Cows.
14. Sascha Lobo hat während der New-Economy-Zeit viel Zeit und Geld in eine Plattform gesteckt, wo man Benzin downloaden konnte. Hat nicht funktioniert. Trotzdem sei es immer gut, wenn man einfach mal macht, statt zu reden, sagt Lobo. Er zum Beispiel hat sich ein einziges Logo für das ganze Internet ausgedacht. Das sieht so aus: (#)