WIE SICH NEONAZIS EIN MAGAZIN BASTELN : Nazi-Schund für 15 Euro
Mit „wertvollen Traditionen und Tugenden“ möchte das neue Neonazi-Magazin Ein Fähnlein „in die Zukunft führen“. Das lässt sich der NPD-Verlag Deutsche Stimme (DS) etwas kosten: Mindestens 15 Euro sollen für zwei Ausgaben von Ein Fähnlein bezahlt werden. Kürzlich veröffentlichte der DS-Geschäftsführer Henrik Ostendorf die erste Ausgabe. Kein „weiteres typisches Militär- und Soldatenmagazin“, verspricht der Bremer Neonazi, denn man wolle „nicht nur über die Vergangenheit, sondern auch über unsere Gegenwart“ berichten.
In der Szene sind Publikationen über die vermeintlichen Helden der SS und die Schlachten der Wehrmacht äußert beliebt. Auf der Website des Magazins steht: „Wir sind nicht nur Schreibtischtäter, sondern lassen den Worten auch Taten folgen.“ Kein Werbeslogan: An der Weser ist Ostendorf in der Szene aktiv, gehört mit seinem Bruder Hannes, Sänger der rechten Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“, zur Hooligan-Truppe „Standarte 88“.
Das Magazin hält, was die Redaktion verspricht. Neben Beiträgen über „Veteranentreffen in Estland“ finden sich Berichte über Szeneaufmärsche wie in Bad Nenndorf. Ihre Intention, die Verklärung der Verbrechen der Wehrmacht und der SS, wird so ausgedrückt: „Es soll zur Verständigung (...) der jungen Deutschen der 30er- und 40er-Jahre des 20. Jahrhunderts und den jungen Deutschen des 21. Jahrhunderts beitragen.“
Im Angebot finden sich auch Erinnerungen von bekannten Altnazis wie von Herbert Schweiger. Der Angehörige der Leibstandarte-SS Adolf Hitlers verstarb erst 2011. Einige Werke bietet Ostendorf mit signierten Autorenfotos an. So von Otto Will, der den „Endkampf“ gegen einen „mitleid- und gnadenlosen Feind“ auf „deutschem Heimatboden“ idealisiert.
Das Credo von Ein Fähnlein ist offensichtlich: „Wenn alle untreu werden, so bleiben wir treu.“Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland