WIE RECHTSEXTREME HÖKER AUFS WEIHNACHTSGESCHÄFT SETZEN : Odin unter deutschen Tannen
„Wir wollen euren Jesus nicht, das alte Judenschwein. Denn zu Kreuze kriechen kann nichts für Arier sein“: Die Zeilen aus einem Song der Rechtsrock-Band „Landser“ um Michael Regener zeugen davon: Teile der rechtsextremen Szene feiern dieser Tage zwar – aber nicht in christlicher Tradition. Das Weihnachtsgeschäft allerdings wollen sich die einschlägigen Unternehmer trotzdem nicht entgehen lassen.
„Bei uns findet ihr bestimmt auch das richtige Weihnachtsgeschenk“, heißt es beispielsweise beim Szeneladen „Streetwear Tostedt“. Neben Bekleidung einschlägiger Marken wird auch Rechtsrock angeboten, etwa die neue CD von Regener, Nickname „Lunikoff“: 13,50 Euro kostet „L-Kaida“, der Versand ist gratis.
Mit kostenloser Zusendung wirbt auch „Levensboom“, der Internetversand des mecklenburg-vorpommerschen NPD-Landtagsabgeordneten David Petereit. Hier wird obendrein bis zum „Julfest“ ein „Kalenderrabatt“ eingeräumt: Seit Anfang Dezember steigt der mit jeden Tag um einen Prozentpunkt, beträgt also am 24. Dezember ein knappes Viertel des Ausgangspreises.
Ausgerechnet 88 Cent, als Code für „Heil Hitler“ zu verstehen, kostet ein Button, auf dem ein Adler mit seinen Klauen nach einem Fisch greift. In der Szene ein beliebtes Motiv: Der Adler steht für das Deutsche, der Fisch für das Christentum. Zum einschlägigen Preis gibt es auch den Button „Antichrist“: Darauf machen sich dann zwei Raben – die in der nordischen Mythologie als Späher Wotans gelten – über den Fisch her.
Auch die Internetseite von „Böhm Streetwear“, ansässig im schleswig-holsteinischen Lägerdorf, suchen in diesen Tagen verstärkt Kunden auf. „Super Shop“, heißt es im Gästebuch. Kunstdrucke etwa des Gottes Odin sind hier für 8,50 Euro zu kriegen. So mancher mag sich bald unter deutschen Tannen wiederfinden.Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland