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Archiv-Artikel

WER PANZER IN DEN IRAK LIEFERT, VERHARMLOST DIE DORTIGE KATASTROPHE Ordnung auf dem Sonnendeck

Darauf hat der Irak gewartet. Die Bundeswehr soll Transportpanzer vom Typ „Fuchs“ in ein Land liefern, das zwar von 140.000 US-Soldaten besetzt, von diesen aber offensichtlich nicht zu kontrollieren ist. Nun muss man sich über die Entscheidung der geheimen Kabinettsrunde namens Bundessicherheitsrat nicht aufregen. Verglichen mit dem von den USA dort stationierten Kriegsgerät ist so ein „Fuchs“-Panzer kaum relevant: nicht viel mehr als eine schwerere Variante dessen, was auch auf deutschen Straßen in wachsender Anzahl als Personenwagen herumfahren darf.

Aber glaubt in der Bundesregierung tatsächlich jemand, mit der Lieferung der Transportpanzer irgendetwas zur Verbesserung der Lage im Irak beitragen zu können? Oder geht es doch nur um die Verbesserung der Beziehungen zur US-Regierung? Überraschen kann die Entscheidung nicht. Sie liegt auf einer Linie mit dem in der vergangenen Woche gefällten Beschluss der Nato, sich an der Ausbildung irakischer Polizisten zu beteiligen. Auch hier bleibt es das Geheimnis der Militärplaner, was besser trainierte Polizisten am Chaos im Irak grundlegend ändern sollen.

Auch wenn man die Verbündeten zu diesem Schritt gedrängt hat, im Pentagon scheint man selbst nicht an den Erfolg solcher Aktionen zu glauben. Dort setzt man lieber darauf, täglich Wohngebiete zu bombardieren, in denen man potenzielle Attentäter vermutet. Dass durch die Wut über jeden Einschlag vermeintlicher US-Präzisionswaffen mindestens ebenso viele neue Attentäter rekrutiert werden, scheint die Militärplaner im fernen Washington ebenso wenig zu interessieren wie die hinter hohen Mauern in der so genannten grünen Zone Bagdads verschanzten irakischen Verbündeten. Doch so irrsinnig die Taktik der US-Amerikaner ist und so sicher sie zu mehr Chaos und Terror führen wird, sie ist – grausam – konsequent. Deutsche Aktivitäten wie die Lieferung von „Fuchs“-Panzern erscheinen dagegen nur verharmlosend und naiv: Während die „Titanic“ sinkt, beginnt die Bundesregierung mit der Anordnung der Liegestühle auf dem Sonnendeck. ERIC CHAUVISTRÉ