: WEISSRUSSISCHES PARADOXON: GUTE UND SCHLECHTE TATENLOSIGKEIT
Eines der negativsten Wörter der Welt heißt „tatenlos“. Wer „tatenlos zusieht“, tut eben doch etwas – und zwar nichts Gutes: Er unterlässt eine notwendige Hilfeleistung. Deshalb gilt in der Politik „Tatenlosigkeit“ als wohl größter Vorwurf. Im schönen Weißrussland ist man da gedanklich schon einen Schritt weiter. Am Donnerstag hat das Regime des Diktators Lukaschenko verkündet, dass künftig „nicht sanktionierte Tatenlosigkeit“ bestraft werde. So sollen Teilnehmer eines für den heutigen Samstag geplanten Schweigemarschs bestraft werden, wenn sie nichts tun, weil diese Tatenlosigkeit nicht sanktioniert ist – sanktioniert im Sinne von „gutheißen“, nicht im Sinne von „bestrafen“. Und da beißt sich der Diktator in den Schwanz. Denn wenn es eine „nicht sanktionierte Tatenlosigkeit“ gibt, dann muss es auch eine „sanktionierte Tatenlosigkeit“ geben, die für gut befunden und nicht bestraft wird. Wie sich die beiden Tatenlosigkeiten tatsächlich unterscheiden, entscheidet allein das für Tatsachenentscheidungen zuständige tatkräftige Regime. Oder anders gesagt: Da scheißt der Lukaschenko drauf!