WAS SICH RECHTS VON DER UNION SO ALLES TUMMELT : Volk, Vaterland und Familie
Man tagte in gediegenem Ambiente. Rund 160 Gäste folgten am vergangenen Samstag der Einladung der Hamburger „Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft“ (SWG) um den Vorsitzenden Menno Aden. Thema der Veranstaltung: „Wie geht unsere Politik mit Deutschland um? Freiheitlich, demokratisch, rechtsstaatlich?“
Seit fast 50 Jahren setzt sich die SWG ein für Volk, Vaterland und Familie, will heute das „konservative“ Milieu etwa auch in der CDU stärken. Folgerichtig, dass der Vorsitzende Aden zu den Erstunterzeichnern des „Manifests gegen den Linkstrend“ gehört, dessen Verfasser den Unionsparteien vorwerfen, nicht entschieden genug gegen Homo-Ehe, Islamisierungsgefahr oder auch die Missachtung deutscher Opfer Stellung zu beziehen.
Am Wochenende nun schimpfte der Referent Konrad Löw in Hamburg aber lieber über die vermeintliche Vorherrschaft der deutschen Kollektivschuld. Albrecht Schachtschneider, wie Löw ehemals Hochschulprofessor, attestierte der Bundesrepublik das Fehlen von Rechtsstaatlichkeit, während Harald Seubert, Universität Posen, eine „Kulturrevolution“ der 68er-Bewegung beklagen durfte. Das hat in der SWG Tradition: Schon ihr langjähriger verstorbener Vorsitzender Hugo Wellems, einst Pressereferent im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, klagte über die alliierte „Umerziehung“ und die „68er Wertezersetzung“.
Veranstaltungen hat die SWG auch schon in Kiel ausgerichtet. Als die taz öffentlich machte, dass dazu Wjatscheslaw Daschitschew eingeladen worden war, fiel der Abend aus – für den Verfassungsschutz war der Referent eine „internationale Größe des Rechtsextremismus“. Überhaupt nennt Wolfgang Gessenharter, ehemals Politologe an der Hamburger Helmut-Schmidt-Universität, die SWG ein „wichtiges Scharnier zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus“.
Hinweis:ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland