WAS MACHT EIGENTLICH ...die Politesse? : Knöllchen mit oben ohne
Ob traditioneller Zonen-Gaby- Look oder Iro – ab 1. September können sich Politessen endlich frisurentechnisch austoben. Dann nämlich sind die neuen bezirklichen Ordnungsämter und nicht mehr die Polizei für die Strafzettelschreiberinnenkolonne verantwortlich. Und Heinz Buschkowsky (SPD), Neuköllner Bürgermeister und Vorsitzender des zuständigen Sonderausschusses, verspricht vorab: „Dann können die Damen aufs Käppi-Tragen verzichten.“
Jahrzehntelang wurden die Politessen per Dienstvorschrift unterdrückt – genauer gesagt: ihre Haarpracht vom Käppi. Damen, die das im öffentlichen Dienst freiwillig auch gern bedecken würden, ziehen dafür bis zu den Karlsruher Verfassungsrichter. Doch die leidende Frau am Straßenrand ergab sich geduldig in ihr Schicksal. Offenbar war die Gesellschaft blind gegenüber den menschenverachtenden Folgen der Berufskleidung: In der Hitze schwitzten sich die Damen die Knöllchen aus der Seele. Beim leisesten Windhauch drohte die Erkennungsmarke vom Kopf zu rutschen: Akrobatisch einhändiges Arbeiten war angesagt, wollte frau nicht im Straßendreck nach den verdammten Hütchen fischen. Der teure Friseurbesuch, individuell kunstfertig drapierte Dauerwellen – alles für die Katz zugunsten eines nichts sagenden Einerleis.
Endlich ist Schluss damit. Gespannt warten wir, wie die Damen ihre neue Freiheit nutzen. Und auf die neidischen Blicke der echten Polizistinnen, die weiterhin ihr Haar vor dem Anblick des gemeinen Bürgers schützen müssen. NIC FOTO: ARCHIV