WAS MACHT EIGENTLICH ...die FDP? : Delirieren
Die längst überfällige Schließung des Flughafens Tempelhof, die nun langsam konkret wird, heizt Emotionen an, vor allem bei der Fliegerlobby. Vor lauter Angst, auf dem innerstädtischen Brummkreisel könnte sich ab November segensreiche Stille ausbreiten, greift man tief in die Metaphernkiste. Die Interessengemeinschaft City-Airport (Icat) bemühte Norman Foster und schwadronierte – in Anlehnung an dessen Zitat, Tempelhof sei „the mother of all airports“ – vom „Muttermord“, zu dem es – „niemals!“ – kommen dürfe.
Da wollte die FDP, schon immer auf der Seite aller Verkehrsmittel, die lärmen, stinken oder drängeln, nicht zurückstehen: „Der Senat hat in Sachen Tempelhof den Rubikon überschritten“, lamentierte Klaus-Peter von Lüdeke, wirtschafts- und verkehrspolitischer Sprecher der Liberalen-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Noch übertroffen wurde diese martialische Assoziation vom Landesverband, für den Europa-Spitzenkandidat Stefan Beißwenger die Sirenen heulen ließ: „Senat sprengt Berliner Luftbrücke nach Europa!“ Damit vervollständigt sich ein beeindruckendes Katastrophenszenario: Das Göring’sche Travertin-Kolosseum versinkt am Ufer eines italienischen Flüsschens, durch das der rot-rote Senat mordend und plündernd gewatet ist, um hinter sich ein Bauwerk in die Luft zu jagen, bei dem es sich ohnehin schon um eine Luftbrücke handelt. „Mutter, Mutter“, wehklagen letzte Überlebende und entzünden kleine Kerosinlichter. Da wollen auch wir nicht weiter stören. Ruhe sanft, Big Mama Tempelhof. CLP FOTO: AP