WAS MACHT EIGENTLICH ...Wladimir Kaminer? : Den Behördenwahnsinn erfahren
Mit dem „ganz normalen Wahnsinn des Alltags“ verdient Wladimir Kaminer laut Pressetext seines Verlages sein Geld. Da trifft es sich gut, dass Kaminers Alltag genug Wahnsinnspotenzial bietet, um unaufhörlich in Bestsellern verwurstet zu werden. So zum Beispiel der Versuch seiner Familie, vollständig eingedeutscht zu werden. Kaminer selbst und seine Frau Olga wurden vor zwei Jahren eingebürgert, bis dahin lebten sie zwölf Jahre lang als jüdische „Kontingentsflüchtlinge“ in Deutschland.
Doch die in Berlin geborenen Kinder Nicole (7) und Sebastian (5) sind keine Flüchtlinge und galten deshalb bisher als staatenlos. Dem Bezirksamt Pankow fehlte nämlich ein Nachweis darüber, dass Kaminers Kinder keine andere Staatsangehörigkeit besitzen, etwa eine Russische. Eine absurde Klausel, nicht mal die Eltern haben je die russische Staatsbürgerschaft besessen, sondern nur die sowjetische.
Die russische Botschaft sieht sich jedenfalls nicht in der Lage, einen entsprechenden Bescheid auszustellen, und will die Verweigerung nicht einmal schriftlich bestätigen. Das Bezirksamt Pankow beharrte auf seinen Vorschriften, und Kaminers Kinder hätten wohl bis zu ihrem 16. Lebensjahr auf eine deutsche Staatsangehörigkeit warten müssen – wenn der Spiegel dem Fall nicht eine ganze Seite gewidmet hätte. Noch am gestrigen Erscheinungstag lies die Senatsverwaltung verlauten, einer Einbürgerung „stehe nun nichts mehr im Wege“. ALS FOTO: DETLEV SCHILKE