WAS MACHT EIGENTLICH ...Helgard Gammert und ihr Bali? : Verbandelt werden
Ist das Bundesverdienstkreuz (am Bande) eine angemessene Ehrung für jemanden, der von sich selbst sagt: „Das Kino bin ich“? Helgard Gammert, 60, hat schon viele Auszeichnungen für ihr kleines Kino Bali in Zehlendorf erhalten. Doch ihren Überlebenskampf im Zeitalter der Multiplexe hat das nie einfacher gemacht. Seit 25 Jahren bietet der Ein-Frau-Betrieb am Teltower Damm 33, gleich neben dem S-Bahnhof Zehlendorf, ein cineastisches Feinschmeckerprogramm, erweitert um ein Nachtcafé, Schulkino und Tango-Nächte. In den 70ern war das Bali das bundesweit wichtigste politische Kino. Hier wurden Filme gezeigt, die anderswo keine Chance hatten. Das änderte sich auch 1979 nicht, nachdem die gebürtige Mannheimerin Gammert das angesehene Arthouse-Kino übernommen hatte. 25 Jahre hintereinander wurden sie und ihr Bali mit Kinopreisen für hervorragende Jahresfilmprogramme ausgezeichnet. „Solange es mich gibt, wird auch das Bali existieren“, sagt sie, die Kartenabreißerin, Thekenarbeiterin, Buchhalterin und Programmdirektorin in einer Person ist. Wie eine Löwin hat sie schon gegen Pläne gekämpft, die vorsahen, den Kino-Flachbau abzureißen. Mehr als ein Jahrzehnt lang träumte sie von einem Umzug in den „Primuspalast“ um die Ecke. Daraus wurde nichts. Stattdessen gibt’s jetzt die Sanierung, mit einer Erweiterung um ein richtiges Café. Urlaub? Freizeit? Das gönnt sich Helgard Gammert ganz selten. Sie ist das Kino. Und sie will es bleiben. Dafür eine weitere Anerkennung – das ist gut!
AW FOTO: ARCHIV