WAS MACHT EIGENTLICH ... dieser Einkaufswagen? : Manche wütend, manche glücklich
Den Inlandsredakteur auf dem Fahrrad traf es am ärgsten. Mit dem Nachwuchs im Kindersitz fuhr er gestern Morgen wie gewohnt auf dem Fahrradweg der Schönhauser Allee gen Alexanderplatz, als eine Traube aufgebrachter Menschen auf dem Gehweg ihn dazu zwang, auf die Fahrbahn auszuweichen. Kein ungefährliches Manöver, zumal die Straße weiterhin ungeordnet von KundInnen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) überquert wurde, die die Eingänge zum U-Bahnhof Senefelderplatz verschlossen vorgefunden hatten und nun auf den angeblich umgehend eingerichteten Schienenersatzverkehr (SEV) hofften.
Grund für die Blockade der unterirdischen Verbindung war dem Vernehmen nach ein Einkaufswagen, den irgendein Idiot im Gleisbett der U 2 platziert hatte. Der anschließend einfahrende Zug verkeilte sich und musste abgeschleppt werden. Für zwei weitere Kollegen aus dem Inlandsressort bedeutete das ein nervenaufreibendes Intermezzo in einem der wenigen Ersatzbusse, die die BVG kurzfristig bereitzustellen in der Lage war. In qualvoller Enge verharrend, mussten sie Anwürfe älterer Mitbürger („Mann, jeh endlisch aus die Tür raus“) über sich ergehen lassen und erschienen schließlich stark verspätet am Arbeitsplatz.
Gewitzter reagierten da taz-Volontär und taz-Justitiar, die sich den Kampf um die knappen Plätze im Bus komplett schenkten und kurzerhand mit der 12er-Tram zur Zinnowitzer Straße fuhren, wo sie bequem in die taz-Linie U 6 umsteigen konnten. Den Vogel schoss aber der Kulturchef ab: Er betrieb spontan Networking unter Mitbetroffenen, bildete eine temporäre Interessengemeinschaft und winkte alsbald ein Taxi heran. Dabei, so sein euphorischer Bericht, habe er „interessante Leute kennen gelernt, den Fahrpreis problemlos aufgeteilt“ und „nur zehn Minuten Verspätung“ erlitten. Seiner Einschätzung, dass diese Begebenheit doch „fast schon vorweihnachtlich besinnlich“ rüberkomme, schließen wir uns gerne an. CLP FOTO: AP