piwik no script img
taz logo

Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ...… die RaucherIn? Noch mehr Rückzugsräume verlieren

Von WS

Lange hatten Raucher und Rauchenrinnen eine Menge Privilegien, die ihnen – mal ehrlich– gar nicht gebührten. Ganze Kneipen und Zugabteile, ganze Wartezimmer in Sozialämtern und jede Menge Schulklos wurden von ihnen besetzt. Imperatoren sind sie, und sie wissen es. Viele leiden unter der stillen Revolution der NichtraucherInnen, die ihnen neuerdings das Terrain streitig machen. Der moralische Druck auf sie ist so groß, dass mittlerweile eine neue Großstadtspezies entstanden ist: der Raucher mit Schuldgefühlen. So gesehen etwa in Restaurants, wo sich Süchtige immer noch gern nach dem Essen ein Zigarettchen anzünden. Dessen Qualm zieht – unterstützt von der airodynamischen Guerilla – natürlich in die Nase der NichtraucherInnen. Rasch nehmen sie daraufhin die Zigarette in die andere Hand.

Jetzt wird den RaucherInnen erneut Terrain streitig gemacht. Bisher gab es in den überfüllten Regionalzügen rund um Berlin so kleine Oasen: Die Raucherabteile der 1. Klasse. Meist saß nur einer drin, der höchst privilegiert seiner Sucht frönte. Schluss damit! Die Bahn will sie abschaffen und den NichtraucherInnen zur Verfügung stellen. Züge auf den Strecken von Magdeburg nach Frankfurt (Oder), von Rathenow nach Cottbus, von Wismar nach Ludwigsfelde und von Rostock/Stralsund nach Falkenberg sind betroffen. Ab Ende August, wenn die Waggons umbautechnisch entprivilegisiert sind, ist es so weit. RaucherInnen müssen dann in einem Eckchen in der 2. Klasse qualmen. Wie lange noch, ist offen. WS Foto: AP

taz zahl ich illustration
taz zahl ich

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – ohne Paywall. Das geht nur, weil sich viele Leser:innen freiwillig an der Finanzierung beteiligen und unseren kritischen Journalismus unterstützen. Sind Sie schon dabei? Unterstützen Sie jetzt die taz.