WAS MACHT EIGENTLICH ... die Oranienburger Straße? : Zum Ort für platte Pizzen verkommen
Pizza zum Mitnehmen auf der Oranienburger Straße – angesichts des existierenden gastronomischen Überangebots auf der Touristenmeile in Mitte klingt das wie Eulen nach Athen tragen. Damit ihre belegten Teigfladen zwischen all den Fritten, Falafeln und Sushis nicht untergehen, haben sich die Betreiber einer neuen Pizzabude ein konzeptuelles Gerüst gezimmert. „Pizza-Strich“ soll der Laden heißen und bis in den frühen Morgen geöffnet sein. Damit, so die wenig subtile PR-Ankündigung, „Nachtschwärmer bis 5 Uhr morgens auf den Pizza-Strich gehen und auf die Rodeo-Gäste treffen, die vom Club aus Zugang zur Pizzeria finden.“
Die Betreiber des – höhö – „heißen“ und „scharfen“ Ladens direkt am Straßenstrich sind also die Inhaber des Mitte-Hipster-Clubs im ehemaligen Postfuhramt. Schön und gut, wenn sie ihren hungrigen Gästen nun auch Pizza servieren wollen. Aber es steht zu befürchten, dass sich der zotig-verklemmte Strich-Witz auch in der Speisekarte niederschlagen wird: „Pizza Puttanesca“ und Calamari-Pizza „mit Gummi“.
Nicht witzig? Hört sich nur an wie ein schlechter PR-Gag? Genau. Verantwortlich für die dämlichen Nuttenscherze ist eine Agentur, die ihren Sitz im Hotel Adlon hat und zu ihren Kunden Edelgastronomen, Schuhcreme- und Schokoladenfabrikanten zählt. Vielleicht fühlen sie sich deshalb so inspiriert von der glitzernden Halbwelt der Oranienburger. „Schlüpfrige“ Lederpolitur oder „geiles“ Carpaccio vom Thunfisch? Da hört sich die „Pizza Antara mit geräucherter Entenbrust“ schon authentischer an. Klingt fast wie vom Edelstrich – was die PR-Branche ja auch irgendwie ist. Buon appetito! API FOTO: AP