WAS MACHT EIGENTLICH ... der märkische Wein? : Langsam heranreifen
Brandenburg, das ist Spargelland, das ist Spreewaldgurkenland. Aber Weinland? Nee. „Eben doch“, widerspricht Eberhard Brüchner, Chef des Weinbauvereins Schlieben (Elbe-Elster). Seit Jahrhunderten gebe es eine märkische Weintradition. „Von Guben bis Sankt Petersburg“ sei märkischer Wein gehandelt worden, weiß der Winzer. Nur sei diese Tradition zuletzt etwas eingeschlafen. Seit den 80er-Jahren werde aber wieder angebaut in der Mark – von Werder bis Neuzelle oder auch im einstigen Lausitzer Tagebau Welzow-Süd. „Mit hervorragenden Ergebnissen“, so Brüchner. Märkische Klasse statt Pfälzer Masse eben.
Am Mittwoch konnten sich davon auf Einladung Brüchners rund 100 Gastwirte, Winzer und Politiker auf der 10. Brandenburger Jungweinprobe in Schlieben überzeugen. Zwar ist die Mark immer noch Deutschlands kleinstes Weinland – auf läppischen 14 Hektar reifen hier die Trauben. Dafür habe man aber einen Standortvorteil, so Brüchner: den märkischen Sand. Er speichere besonders gut Wärme und sorge für einen angenehm milden Wein. Dazu käme dankenswerterweise der Klimawandel: Wärmere Temperaturen, mehr Sonnenstunden, mildere Herbsttage – das lässt auch zwischen Oder und Elbe Wein richtig ausreifen. Und habe, na klar, 2008 zu einem vorzüglichen Jahrgang geführt, preist Brüchner.
Vielleicht ließe sich damit auch der alte Fontane besänftigen – so er denn noch leben würde. Der reimte einst wenig angetan: „Märkischer Erde Weinerträge gehen durch die Kehle wie eine Säge.“ KO FOTO: AP