WAS MACHT EIGENTLICH ... der WM-Rasen? : Anrollen
Er ist da! Er ist da! Nein, nicht der Fifa-WM-Pokal (ist auch schon da), nicht André Heller (bleibt in Wien) und auch nicht der „Kaiser“ (ist immer überall). Eingetroffen im Olympiastadion ist gestern das Allerheiligste, die Pacha Mama des Fußballs, das Substrat aller Weltklassespiele: der Rasen.
Nur hoffnungslose Banausen – wie der Autor dieser Zeilen – halten es für denkbar, dass ein Stadionrasen auch im Stadion gesät und aufgepäppelt wird. Vielmehr handelt es sich um ein Hightechprodukt, das unter Laborbedingungen an einem geheimen Ort in den Niederlanden gezüchtet wird, vielleicht unter Verwendung genetisch veränderten Saatguts (bekannt ist darüber allerdings nichts).
Nach langen Monaten intensiver Pflege und computergesteuerter Düngung wird das WM-Grün, einem kostbaren Teppich gleich, eingerollt und an seinen Bestimmungsort verfrachtet. Für die rund 8.000 Quadratmeter Olympiastadion-Spielfeld waren es exakt 563 Rollen à 12 mal 1,20 Meter, jede zirka eine Tonne schwer. Gestern Abend sollte die Verlegung bereits abgeschlossen sein. Bis zum Beginn der Spiele dürfen dann nur die „Greenkeeper“ den federnden Untergrund auf Zehenspitzen betreten.
Und was passiert nach dem Finale? Da hat sich der Quelle-Versand etwas Tolles ausgedacht: An Grasfetischisten verkauft er den runtergespielten Rasen in kleinen Stückchen, wahlweise „Natur“ oder in Acryl gegossen, Stückpreis 75 Euro. Und wenn jemand sein Geld wirklich für einen solchen Schmarrn ausgibt – dann muss es wohl Liebe sein.
CLP FOTO: ARCHIV