WAS MACHT EIGENTLICH ... Oskar Lafontaine? : In Spandau zum Aufruhr blasen
Beim Spandauer Baumaschinenkonzern CNH, einem Fiat-Tochterunternehmen, geben sich Politiker in diesen Tagen die Klinke in die Hand: Gewerkschafter, Senatoren, Bezirks- und demnächst sogar Regierende Bürgermeister. Gestern war Oskar Lafontaine, Fraktionschef der Linkspartei im Bundestag, an der Reihe. Er nutzte den Auftritt vor der Belegschaft, die seit Wochen gegen die geplante Schließung des Werkes streikt, für klassenkämpferische Reden, die nicht nur in Spandau, sondern auch in anderen Stadtteilen auf offene Ohren stoßen könnten.
Es sei eine „Schweinerei“, dass der gesunde Betrieb schließen müsse, so der ehemalige SPD-Parteichef. „Die Kapitalisten kriegen die Hälse nicht voll genug. Es geht ihnen nur um Rendite.“ Und: „Wenn ein Unternehmen Gewinne macht und einen Standort schließen möchte, dann müssen die Arbeitnehmer mitbestimmen dürfen.“ Die Kollegen von Samsung, JVC, CNH – und demnächst vielleicht Schering – hätten wohl nichts dagegen.
Aber der Saarländer Lafontaine, wohl die Tradition französischer Gewerkschaftskämpfe im Blick, wünscht sich noch mehr als bloße Mitbestimmung. In manchen Fällen müsse eine große Solidarität aller Arbeitnehmer in ganz Deutschland um sich greifen, in bestimmten Auseinandersetzungen müsse, so Lafontaine, auch so etwas möglich sein wie „Generalstreik“. Nichts mehr mit Tarifauseinandersetzungen um einige popelige Prozente – nein, wenn es ernst wird, ein Ausstand im ganzen Land. Arbeiter, hört die Signale aus Spandau! ROT FOTO: AP