WAS MACHT EIGENTLICH ... Özcan Mutlu? : Unfreiwillig Hassmails sammeln
Eigentlich könnte sich der Grünen-Abgeordnete Özcan Mutlu freuen. Sein Auftritt bei der ARD-Talkshow „Hart aber fair“ hat ihm im Gästebuch auf seiner Webseite so viele Einträge beschert wie noch nie zuvor. Doch ein genauer Blick auf die weit mehr als 150 Kommentare lassen einen erschauern. Es wimmelt nur so von menschenverachtenden und rassistischen Äußerungen.
„Herr Mutlu, ganz ernsthaft: Sie müsste man allein mit zwei Schlägertypen in eine U-Bahn stecken. Schädelbasisbruch usw. müsste ihnen zugefügt werden, damit Sie mal aufwachen und der Realität ins Auge schauen“, schreibt ein Armin aus Köln. – „Du, Mutlu, wann gehst du wieder zurück in die Türkei“, fragt ein Peter Stein aus Düsseldorf und fügt hinzu: „Weißt du, wir mögen dich hier nicht.“ Und immer wird dem deutschem Staatsbürger vorgeworfen, „sein „Gastrecht“ zu missbrauchen.
Er sei durchaus hart im Nehmen, sagt Mutlu. „Doch so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Dabei hatte Mutlu bei Frank Plasberg zwar hart, aber insgesamt fair diskutiert. Eine Leistung: Denn neben Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) war in der Talkshow auch Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) zu Gast. Das Thema: Jugendgewalt. „Sie spalten unsere Gesellschaft“, warf der Grüne dem Hessen vor, der mit ausländerfeindlichen Parolen derzeit auf Wählerstimmenjagd ist.
Mutlu glaubt nicht, dass bei den Hassmails Neonazis am Werk waren. Die würden eigene Foren nutzen. Es gibt allerdings noch ein weiteres Indiz dafür, dass es hier eher durchschnittliche Bundesbürger geschrieben haben. Denn obwohl einige von ihnen nun wegen Volksverhetzung belangt werden könnten, haben sie ihre Adressen hinterlassen. So dämlich wären Neonazis nicht. FLEE FOTO: ARCHIV