WAS MACHT EIGENTLICH ... Klaus Maria Brandauer? : Dialektik inszenieren
Um nach all dem Ärger mit Theater und Komödie am Ku’damm nicht als kulturlose Gierhälse dazustehen, haben sich die Herren von der Deutschen Bank nun sogar im Ausland nach einer Image-Hilfe umgesehen. Der Österreicher Klaus Maria Brandauer darf das Unternehmen wieder ins rechte Licht rücken, und er will es sogar ein bisschen kritisieren.
Das wird ihm wohl nicht sehr schwer fallen. Denn Brandauer soll im August für die Wiedereröffnung des Admiralspalastes – des ehemaligen Metropol-Theaters am Bahnhof Friedrichstraße – Brechts Dreigroschenoper inszenieren. Kapitalismuskritisch gesehen ist das natürlich ein Heimspiel.
Die Deutsche-Bank-Stiftung, die das Spektakel finanziert, kokettiert schon jetzt ein wenig mit ihrer selbstkritischen Kulturförderung. Auch ihr dialektischer Ansatz – hier kündigen, da fördern – passt gut zu Brecht.
Insgesamt 40 Vorstellungen soll es geben, und die Deutsche Bank erwartet 80.000 Besucher, die Mackie Messers unrühmlichen Lebenswandel verfolgen sollen. Vielleicht gelingt es Regisseur Brandauer ja auch, die 20.000 Berliner in den Admiralspalast zu locken, die noch vor kurzem den Erhalt der Ku’damm-Bühnen mit ihrer Unterschrift unterstützt haben. Schön wäre es zumindest. Denn dort könnten sie endlich mal etwas über die Alternativlosigkeit der Kulturpolitik der Deutschen Bank lernen, und zwar bei Bettlerkönig Peachums Ballade „Über die Unsicherheit menschlicher Verhältnisse“: „Wir wären gut – anstatt so roh / Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so.“ INR FOTO: AP