WAS MACHT EIGENTLICH ... Hannover? : Sich ins Spiel bringen
Die Linden sind derzeit wirklich keine Flaniermeile. An beiden Enden herrscht der Staub: Vor dem Brandenburger Tor wird an der neuen U-Bahn-Station gewerkelt, der zu einem Schrottplatz mit Palastbrocken mutierte Schlossplatz ist auch nicht gerade sehenswert. Auch dazwischen wird an vielen Stellen gebaut, die Bürgersteige sind hochgeklappt. Das alles wäre kaum der Erwähnung wert.
Doch es kommt schlimmer. An den Linden, gleich neben der Staatsoper, wirbt jetzt eine deutsche Kleinstadt mit einem Riesenplakat. Wer es zum ersten Mal nach einer langen Autofahrt sieht, dem kommt unweigerlich der Verdacht, er habe sich höllisch verfahren. Zu abwegig die Präsenz des Örtchens in Berlin. Noch dramatischer: Das Städtchen bringt sich in Verbindung mit Fußball, dabei dümpelt sein Bundesligaverein müde im Mittelfeld (tut Hertha auch, aber das ist eine andere Geschichte). Also muss die Weltmeisterschaft herhalten: „Näher am Herzschlag der WM“ sei man in der Stadt im norddeutschen Flachland. Leider zeigt das Poster auch ein deutsches Trikot – und legt damit den Schluss nahe, dass man in dem Nest die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat.
Vielleicht deswegen schickt die Marketingzentrale der Provinzhauptstadt ein Schreiben an die Presse hinterher. Darin steht: Zum einen sei man „den anderen Städten einen Schritt voraus“, zum anderen seien von dort „alle Spiele spielend erreichbar“. Wer genau liest, erkennt: Der Fluchtgedanke ist beiden Sätzen imminent. Also: Meiden Sie die Linden. Und Hannover. bis FOTO: ARCHIV