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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ... Andrej Hermlin? Wieder Musik

Von WERA

Kunst bleibt Kunst. Zwar war sein Vater Stefan Schriftsteller und Sohn Andrej wurde Musiker. Doch eingemischt in die Dinge der Politik haben sich beide Hermlins. Der Vater in der DDR als Mitglied des Schriftstellerverbands mit zunehmend kritischer Haltung. Der Sohn als Freund des kenianischen Volkes und des bei der jüngsten Präsidentschaftswahl unterlegenen Oppositionsführers Raila Odinga.

Ausgerechnet ein Ausflug des streng gescheitelten Jazzmusikers (Swing Dance Orchestra) in den Journalismus wäre dem 42-jährigen nun fast zum Verhängnis geworden. Im Auftrag des Revolverblatts SuperIllu war der mit einer Kenianerin verheiratete Andrej Hermlin nach Nairobi gereist, um eine Reportage über das Land und die Vorwürfe der Wahlfälschung zu verfassen. Kurz vor der Ausreise war Hermlin am Freitag zusammen mit einem Begleiter und einer niederländischen Dokumentarfilmerin unter Terrorismusverdacht festgenommen worden. Angeblich hatte er Bildmaterial dabei, auf dem kenianische Sicherheitseinrichtungen zu sehen waren.

Vielleicht hatten Kunst und Journalismus aber doch miteinander zu tun. Von Hermlin ist nämlich bekannt, dass er Kenia in den höchsten Tönen besingt. So nennt er das Land seine „zweite Heimat“ und gab an, jedes Mal Tränen zu vergießen, wenn er es verlassen müsse.

Doch das, meint selbst der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, sei zu wenig. „Andrej Hermlin kann sehr gut Musik machen, er liest hervorragend Bücher – nur mit einem hat er gar nichts zu tun: mit Terrorismus.“

Das haben inzwischen wohl auch die Behörden in Nairobi so gesehen. Am Samstag ließen sie Hermlin und seine Begleiter laufen, gestern kam der Musiker in Berlin an. Wir warten gespannt auf die Super-Illu. WERA FOTO: AP