WAS MACHT EIGENTLICH ... Alice Ströver? : Zum Absprung ansetzen
Sie widerspricht, wirft ein, bohrt nach und fährt dazwischen. Die schlagfertige und kulturpolitisch äußerst bewanderte Alice Ströver ist die Waffe der Grünen-Fraktion im Kulturausschuss: Die kulturpolitische Sprecherin belebt die drögen Sitzungen mit bissigen Kommentaren, als Vorsitzende weist sie Schwadronierer in die Schranken. Besonders hat sie es auf den selbsternannten Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) und seinen Staatssekretär André Schmitz abgesehen, die sie tendenziell für unfähig hält und daher lustvoll mit Anfragen überzieht.
So recht Spaß mache ihr das immergleiche Hickhack um Opernstiftung und Kunsthallen aber nicht mehr, bekannte die temperamentvolle Blonde am Dienstagabend beim Sommerfest der Grünen. Ströver möchte ihren Pfeffer künftig dort einsetzen, wo sie etwas bewegen kann: Sie will, nach 13 Jahren im Abgeordnetenhaus, für den Bundestag kandidieren. Deshalb bewirbt sie sich für den dritten Platz der Berliner Landesliste. Um den Ruf Berlins zu retten, wie sie sagt: Sie habe es satt, dass die Hauptstadt andernorts nur als aufgeblasen und geldgierig gelte. Falls sie in den Bundestag kommt, will sie kräftig für Berlin und seine Kulturszene trommeln. Wer Ströver kennt, weiß, dass man diese Ankündigung ernst nehmen muss. Der Bundestag kann sich schon mal auf eine Menge Infoblätter und Ortstermine einstellen. Im hiesigen Parlament wird es ohne sie aber trübe. Nicht auszudenken, wenn der rot-roten Kulturpolitik die einzig ernstzunehmende Gegnerin fehlte. API FOTO: ARCHIV