WAS MACHEN EIGENTLICH ... die Studierenden? : Sich entdecken lassen
Während tausende wild gewordene junge Menschen Schlange stehen, um in Casting-Shows ihren Weg ins Fernsehen zu suchen, brauchen junge Berliner Akademiker nur zur Uni zu gehen, um vor der Kamera zu stehen. Es handelt sich um eine besondere Dienstleistung der Eliteeinrichtungen der Wissenschaft für ihre Kunden, früher auch Studenten genannt.
Genau 259 Überwachungskameras kümmern sich an Berliner Universitäten um die visuelle Betreuung des akademischen Nachwuchses in Bibliotheken, vor Computerräumen und auf Parkplätzen. Das teilte der Senat gestern in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage mit. Spitzenreiter im Bereich Nachwuchsschauspieler-Suche ist die Humboldt-Uni mit 68 Kameras plus 78 an der Charité. Dabei kann die Ostberliner Talentschmiede auf eine großartige Tradition zurückgreifen: Die ältesten Kameras im Hauptgebäude in Mitte stammen laut Studierendenangaben noch aus DDR-Zeiten. An der Technischen Uni arbeiten 61 Kameras. Wer seine Chancen, entdeckt zu werden, signifikant erhöhen möchte, für den empfiehlt sich das Pathologische Museum und das Schlaflabor der Charité, wo 26 Kameras alles registrieren.
Nur die Freie Universität versteht sich immer noch nicht als filmische Kulisse: Sie hat lediglich acht Kameras installiert. Aber es gibt auch Hoffnung für die Studierenden in Dahlem: Denn mit Einführung der Univerwaltungssoftware Campus Management sollen weitere Kameras aufgebaut werden, berichten Studierendenvertreter – allerdings sind sie darüber wenig erfreut. Sie wollen wohl nicht ins Fernsehen. buf FOTO: REUTERS